Seidenbergs Hoffnung auf eine erneute NHL-Parade

Boston (dpa) — Die Erinnerungen an 2011 sind bei Dennis Seidenberg noch allgegenwärtig. 1,4 Millionen Menschen hatten den deutschen Eishockey-Nationalspieler und die Boston Bruins bei der Parade durch die Stadt gefeiert, nachdem der Club erstmals seit 1972 wieder den Stanley Cup geholt hatte.

„Es wäre schön, wenn wir so etwas noch einmal erleben könnten“, sagt der Verteidiger im Gespräch der Nachrichtenagentur dpa vor dem Beginn der Playoffs am Dienstag.

Zu den Topfavoriten zählen die Bruins aber nicht. Zu unkonstant waren zuletzt die Leistungen. Nur drei der vergangenen zehn Spiele wurden gewonnen, am Sonntag gab es zum Abschluss der Vorrunde eine 2:4-Heimniederlage gegen Ottawa. Somit rutschte Boston in der Eastern Conference von Platz zwei auf Rang vier ab. „Es bringt jetzt nichts mehr, in die Vergangenheit zu schauen, alle fangen wieder bei Null an. Jeder ist froh, dass wir jetzt ein neues Kapitel anfangen und hoffentlich erfrischt in die Playoffs starten können“, sagt Seidenberg. Er und San Jose Sharks' Ersatztorwart Thomas Greiss sind die einzigen Deutschen in der K.o.-Runde.

San Jose trifft auf die Vancouver Canucks, Bostons Gegner sind die Toronto Maple Leafs, die erstmals seit 2004 wieder in den Playoffs stehen. Die Bruins haben zunächst zweimal Heimrecht und drei der vier Vorrunden-Partien gewonnen. Doch derartige Statistiken sind in den Playoffs oftmals nicht das Papier wert, auf dem sie stehen. Körperbetontes Spiels oder ein Torhüter, der über sich hinauswächst, haben in der NHL-Historie schon viele vermeintliche Favoriten früh scheitern lassen. 2009 hatten Christian Ehrhoff und Marcel Goc mit San Jose als bestes Vorrunden-Team die Presidents' Trophy gewonnen und in der ersten Playoff-Runde trotzdem gegen die an Position acht gesetzten Anaheim Ducks das Nachsehen. Im Vorjahr wurden die L.A. Kings Meister, obwohl sie als Nummer acht in die Playoffs gestartet waren.

Deshalb sind die Chicago Blackhawks und die Pittsburgh Penguins als Top-Teams der Vorrunde gewarnt. Chicago gewann erstmals seit 1991 die Presidents' Trophy, hat die sicherste Abwehr und den zweitbesten Sturm. Pittsburgh stellte trotz der verletzungsbedingten Ausfälle seiner Superstars Sidney Crosby (12 Spiele) und Jewgeni Malkin (17) mit 165 Toren die stärkste Offensive und gewann die Eastern Conference. Ob Kapitän Crosby nach seinem Kieferbruch zu den Duellen gegen die New York Islanders zurückkommt, ist derzeit die meist gestellte Frage der Liga. „Es liegt nicht an mir, sondern ist eine Entscheidung der Ärzte. Sobald sie mir das Ok geben, lege ich los“, sagte Crosby, der am Freitag erstmals wieder leicht trainierte.

Wenn die Playoffs am Dienstag mit dem Spiel von Titelverteidiger Los Angeles bei den St. Louis Blues sowie der Begegnung zwischen Chicago und Minnesota Wild losgehen, haben die Spieler bereits ein Mammutprogramm in den Beinen. Aufgrund des Lockouts hatte die NHL-Saison erst am 19. Januar begonnen. Der Spielplan musste von 82 Partien auf 48 Partien eingekürzt werden.

Da für die Vorrunde nur 99 Tage blieben, wurden alle Begegnungen innerhalb der jeweiligen Conference ausgetragen. So gab es reichlich Duelle zwischen Erzrivalen und viele volle Hallen. Nicht nur der Zuschauerschnitt stieg an, auch die TV-Einschaltquoten erreichten Topwerte. NBC Sports, der als einziger Sender Spiele landesweit überträgt, verzeichnete mit einem Schnitt von 415 000 Zuschauern pro Partie einen Anstieg um 25 Prozent. Quotenkönig war das Heimspiel der Bruins gegen die Buffalo Sabres am 17. April, dem ersten Sportevent in Boston nach den Bombenanschlägen beim Marathon.

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