Eishockey WM Deutschland-Schweden: Auf die Party folgt der Kater

Nach dem Erfolg über die USA bricht das deutsche Team gegen Schweden beim 2:7 ein. Mit Russland wartet am Montag der nächste Brocken.

Deutschlands Torwart Thomas Greiss (M) fängt den Puck nach dem Schuss von Schwedens Linus Omark (l).

Deutschlands Torwart Thomas Greiss (M) fängt den Puck nach dem Schuss von Schwedens Linus Omark (l).

Foto: Monika Skolimowska

Köln. Wieder und wieder erklang am Samstag Abend der ABBA-Hit "Mamma mia" aus den Lautsprechern in der Kölnarena. Die Hallen-Regie bei der 81. Eishockey-Weltmeisterschaft wollte den schwedischen Zuschauern damit nach jedem Tor ihrer Mannschaft heimatliche Gefühle bieten. Aus deutscher Sicht wäre irgendwann auch der ABBA-Song "SOS" treffend gewesen. Denn je länger das Duell mit dem Drei-Kronen-Team dauerte, desto stärker geriet die Mannschaft um Kapitän Dennis Seidenberg in Not.

Am Ende verlor Deutschland gegen Schweden in der mit 18 673 Besuchern erneut ausverkauften Kölnarena 2:7 (1:1/1:3/0:3). Anstelle einer zweiten Sternstunde nach dem nicht unbedingt zu erwartenden 2:1 (1:0/0:0/1:1) gegen das hochgehandelte Team der USA am Freitag zahlte die Mannschaft von Bundestrainer Marco Sturm im Duell mit den Skandinaviern mächtig Lehrgeld. "Wir konnten das Niveau aus dem USA-Spiel nicht halten. Dafür sind die Schweden technisch, taktisch und läuferisch einfach zu stark", sagte Sturm.

Immerhin - bis zur 36. Minute hatte sein Team gut dagegen gehalten. Dann brachte Linus Omark den neunmaligen Weltmeister mit seinem 3:2 zum dritten Mal in Führung. Knackpunkt aber war das 2:4 durch Jonas Brodin nur drei Sekunden vor der zweiten Drittelpause. "Wir dürfen den Kopf einfach keinen einzigen Augenblick abschalten", sagte Patrick Reimer und sein Angriffs-Kollege Patrick Hager meinte: "Das war schlampig. Bei solchen Fehlern dürfen wir uns nicht wundern, wenn das Ergebnis für unsere Leistung zu hoch ausfällt."

Vielleicht hätte die 36. Schlappe in der 39. WM-Begegnung mit Schweden knapper gehalten werden können, wäre Christian Ehrhoff dabei gewesen. Doch der Verteidiger von den Kölner Haien, der mit seinen 862 Spielen in der nordamerikanischen Profiliga NHL auf dem Eis als verlängerter Arm des Bundestrainers fungieren sollte, musste wie schon gegen die USA passen. Am Mittwoch noch wirkte alles ganz harmlos, als reine Vorsichtsmaßnahme sollte Ehrhoff wegen eines kleinen Wehwehchens pausieren. Doch es scheint schlimmer.

Ehrhoff plagt eine vom DEB nicht näher definierte Verletzung am Oberkörper, welche offenbar hartnäckig ist und den 34-jährigen Moerser nun möglicherweise sogar die gesamte WM kosten kann. "Es ist bisher einfach keine Besserung eingetreten und ich kann natürlich nicht ständig weiter hoffen, dass dies geschieht. Irgendwann muss ich eine Entscheidung treffen. Gegen Schweden war schließlich zu sehen, dass es sinnvoller ist, wenn wir mit sieben Verteidigern agieren", sagte Bundestrainer Marco Sturm.

Seine sechs Abwehrspieler wurden ob ihrer längeren Eiszeit von Minute zu Minute müder. Fast mühelos konnten die Schweden binnen nur 137 Sekunden durch Gabriel Landeskog und zweimal William Nylander auf 7:2 erhöhen. "Christian fehlt uns mit seiner großen Erfahrung natürlich immens", sagte Stürmer Marcus Kink. Dessen beim Team weilender, aber noch nicht gemeldeter Mannheimer Vereins-Kollege Sinan Akdag könnte nun ebenso nachrücken wie der zuvor gestrichene Kölner Pascal Zerressen. Möglich ist allerdings auch, dass Sturm zunächst noch den Ausgang der NHL-Viertelfinalserie zwischen den Anaheim Ducks und den Edmonton Oilers abwart. Bei einem Aus von Anaheim böte sich ihm mit Korbinian Holzer eine weitere Option.

Insgeheim aber wünscht sich Sturm das Aus der Oilers. Dann nämlich ist Angreifer Leon Draisaitl frei und könnte wohl bereits am Freitag im fünften Gruppenspiel gegen Dänemark auf Torejagd gehen. "Leon ist derzeit der beste deutsche Spieler", sagte Sturm über den 21-Jährigen, dem in der laufenden Saison bei 93 Einsätzen für Edmonton 32 Treffer und 56 Torvorlagen gelangen. Selbst die Russen würden Draisaitl fürchten, doch gegen die Eis-Sputniks müssen es für das deutsche Team am Montag ab 16.15 Uhr die vorhanden Kräfte versuchen zu richten.

"Wir haben Russland bei der WM 2011 mit 2:0 besiegt und mussten uns vergangenes Jahr im Viertelfinale nur knapp mit 1:2 geschlagen geben. Auch dieses Mal werden wir uns ganz sicher nicht verstecken. Wir können die Russen ärgern", sagte Patrick Hager. Dabei helfen sollen die Fans, die schon gegen die USA zum entscheidenden Faktor wurden. "Was da in der Arena los gewesen ist, war Wahnsinn", sagte Verteidiger Moritz Müller. Gegen Russland aber wird es wohl nur darum gehen, den ABBA-Song "Waterloo" zu vermeiden.

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