Winter Game Die DEL glaubt an den Aufschwung

Das Winter Game in Sinsheim verfolgen mehr Zuschauer als zuvor — jedenfalls im Fernsehen. Mannheim besiegt Schwenningen 7:3.

Vor imposanter Kulisse in Sinsheim gewann Mannheim 7:3 gegen Schwenningen.

Vor imposanter Kulisse in Sinsheim gewann Mannheim 7:3 gegen Schwenningen.

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Sinsheim. Im letzten Drittel spielte sogar der Wettergott mit und ließ passenderweise ein paar Schneeflocken ins Sinsheimer Fußball-Stadion segeln. Bei den ersten beiden Freiluftspielen der Deutschen Eishockey Liga hatte es noch geregnet (2013 in Nürnberg) oder gestürmt (2015 in Düsseldorf), nun machte das „Winter Game“ seinem Namen erstmals alle Ehre.

Luke Adam bejubelt seinen Treffer zum 3:2 für die Adler, Andree Hult (Schwenningen, r.) ist bedient.

Luke Adam bejubelt seinen Treffer zum 3:2 für die Adler, Andree Hult (Schwenningen, r.) ist bedient.

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Zum dritten Mal lud die DEL in ein Fußball-Stadion, was sich die Organisatoren rund eine Million Euro kosten ließen. Dort, wo sonst die von Software-Unternehmer Dietmar Hopp finanzierten Bundesliga-Fußballer der TSG Hoffenheim zu Hause sind, wurde eine (aufgemalte) Seenlandschaft samt (echter) Eisfläche aufgebaut, um an die wilden Ursprünge des Sports zu erinnern. Auf dem Eis trafen sich dann die von Milliardärssohn Daniel Hopp finanzierten Adler Mannheim mit den Schwenninger Wild Wings. Am Ende siegte der Favorit 7:3 (1:1/3:2/3:0).

Das hatte naturgemäß vor allem die Adler erfreut, aber auch die Schwarzwälder geizten nicht mit Superlativen. „Wahnsinn“, „einmaliges Erlebnis“, „sensationell“, hieß es allerorten. Laut Franz Reindl, Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes, ließ das Spiel „das Herz jedes Eishockey-Fans höher schlagen“.

Das war natürlich nach dem Geschmack von Gernot Tripcke. In letzter Zeit war der DEL-Chef vor allem Krisenmanager. Erst war die Wiedereinführung von Auf- und Abstieg geplatzt, dann gab es Ärger um die Qualität der neuen Homepage und um Maulkörbe für Vereinsvertreter, die daran Kritik übten. Zu guter Letzt wollten einige Vereine gegen den Willen der Fans und des DEB das Ausländerkontingent erhöhen.

Gernot Tripcke, Geschäftsführer der Deutschen Eishockey Liga

Nun konnte Tripcke all das vergessen. Regelrecht vergnügt stand er nachher im Presseraum. „Durch das Winter Game wird das Eishockey aus der Hardcore-Zielgruppe herausgetragen.“ Und darum geht es in dieser Saison, die die wichtigste seit Jahren für das deutsche Eishockey ist. Zum ersten Mal gibt es einen TV-Vertrag, der es den Fans erlaubt, jedes DEL-Spiel auf diversen Endgeräten live zu sehen. Das Winter Game lief live im Free-TV, und am Ende der Saison steigt in Köln die Heim-WM.

„Wir sind auf einem guten Weg“, verwies Tripcke stolz auf die TV-Zahlen. Statt 120 000 Zuschauern im Schnitt wie vorher bei „Servus TV“ erreiche „Sport 1“ nun mehr als das Doppelte. Derbys wie Düsseldorf gegen Köln hätten mehr als eine halbe Million eingeschaltet. Hinzu kommen weit mehr als 100 000 Fans, die sich die Spiele über die Telekom im Internet anguckten.

Trotzdem seien „kein Ausruhen und kein Schulterklopfen angesagt“. Was vor allem daran liegt, dass Eishockey als regionales Phänomen schwer zu finanzieren ist. Kaum ein Erstliga-Verein kommt ohne reiche Gönner aus. Das mussten im Sommer die Hamburg Freezers erleben, denen die Besitzer aus den USA den Stecker zogen. Damit verlor die DEL einen Zuschauermagneten. Zwar kam mit Bremerhaven ein Nachrücker, der die Szene sportlich sowie durch die Leidenschaft seiner Fans begeistert. Weil dessen Halle aber nicht mal 5000 Zuschauer fasst, ist die fünfjährige Zeit des ständigen Wachstums vorbei.

Doch für Tripcke geht es längst nicht mehr nur um Rekorde. Auch das Winter Game selbst war mit rund 25 000 Zuschauern nur noch halb so groß wie die beiden ersten Auflagen in den großen Stadien von Nürnberg und Düsseldorf. Das sei aber „bewusst an einen kleinen Standort vergeben worden“, sagte der Liga-Boss. „Es war unser Wunsch zu zeigen, dass das Spiel auch an kleineren Standorten funktioniert. Jeder kann das schaffen.“ Nur hat nicht jeder einen Milliardärssohn in der Hinterhand, dessen Vater ein Fußballstadion besitzt.

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