Vom Finale in den Keller: Augsburgs DEL-Talfahrt

Augsburg (dpa) - Der Club erfolglos, die Stürmer harmlos, der Trainer ratlos: Sieben Monate nach dem sensationellen Höhenflug in der DEL stecken die Augsburger Panther in der Krise.

Fünf Pleiten in Folge und der Absturz auf den vorletzten Tabellenrang sind der vorläufige Tiefpunkt unter Coach Larry Mitchell, der die Schwaben im Vorjahr überraschend zur Vizemeisterschaft geführt hatte. Vom Finale in den Tabellenkeller - nur die Tordifferenz bewahrte die Panther noch vor dem letzten Platz in der Deutschen Eishockey-Liga. Es gibt viele Gründe für die Misere, aber der Trainer beschwichtigt: Die Ansprüche in Augsburg seien nach den Finals im April einfach zu hoch.

An einen erneuten Siegeszug hatte vor der Saison niemand geglaubt, kein DEL-Coach hatte die Panther im Titelrennen auf der Rechnung. Auch Mitchell betonte stets: „Den Kampf um Platz zehn muss man als realistisches Saisonziel sehen - wir sind weiter die Augsburger Panther.“ Will heißen: Den Coup vom Vorjahr, als Augsburg erst im Finale von Hannover gestoppt worden war, weiß man einzuordnen.

Dennoch überrascht der Einbruch, auch wenn die Vorzeichen von Anfang an schlecht waren. Die Panther mussten beinahe die gesamte Mannschaft an zahlungskräftigere Konkurrenten aus der DEL verkaufen, das neue Personal ist noch immer nicht eingespielt. Mit der hohen Fluktuation hat sich Mitchell offenbar abgefunden. „Augsburg ist ein Sprungbrett woanders hin“, räumt der 43-Jährige unumwunden ein.

Was für Mitchell zur Folge hat, dass das Buhlen der Clubs um seine Akteure auch das derzeitige Spiel der Panther stört. Schon im Vorjahr gerieten die Schwaben in eine Krise, als der Weggang vieler Stars nach der Saison bekannt wurde. Heute sind es Topscorer Darin Olver, die deutschen Nationalspieler Florian Kettemer und Benedikt Kohl und WM-Held Dennis Endras, die im Sommer ihre Koffer packen dürften.

Wobei zumindest Olver in der harmlosen Panther-Offensive noch herausragt, in den Sturmreihen zwei bis vier herrscht Ladehemmung. „Von einigen muss einfach mehr kommen“, fordert Mitchell vor dem bayerischen Derby am 10. Dezember in Ingolstadt. Der Coach weiß: „Wir haben derzeit nicht die Spieler, die den Unterschied ausmachen.“ Es fehlt die Durchschlagskraft vor des Gegners Tor. Beim 1:2 gegen Hamburg schossen die Panther beinahe 40 Mal auf das Freezers-Gehäuse - „wenn man da nur ein Tor erzielt, hat man ein Problem“, so Mitchell.

Der frühere Profi lässt nichts unversucht, um die Wende herbei zu führen. Er tauscht in den Sturmreihen durch und verhängt Geldstrafen, wenn fahrlässig Gegentore verschuldet werden. Zuversichtlich stimmt den Coach, dass Augsburg viele Spiele nur knapp verloren hat.

Aber gerade daran lassen sich zwei weitere Faktoren feststellen, die derzeit gegen die Augsburger sprechen. Zum einen ist Torhüter Endras nicht in der Weltklasseform vom Vorjahr, als er Spiele auch alleine entschieden hatte. Zum anderen fehlt in brenzligen Situationen oft die Unterstützung der Fans, Larry Mitchell beklagte zuletzt gar Beleidigungen von den Rängen gegen seine Profis. Da hilft wenig, dass die Halle seit Sommer eine Baustelle ist und die Fans vielerorts nicht einmal die gesamte Eisfläche überblicken können.

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