2012 „endgültig tot“ - 2016 Meister? München vor Krönung

München (dpa) - Den Münchnern kann es nicht schnell genug gehen: Nur vier Jahre nach dem Beinahe-Aus in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) steht der EHC kurz vor dem ersehnten Meister-Happy-End. Und auch im Finale gegen die Grizzlys Wolfsburg wollen die Roten Bullen keine Zeit mehr verlieren.

2012 „endgültig tot“ - 2016 Meister? München vor Krönung
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„Wir müssen den Sack so schnell wie möglich zumachen“, forderte Stürmer Uli Maurer vor dem vierten Spiel der Best-of-Seven-Serie am Freitag (19.30 Uhr/ServusTV) in Wolfsburg.

Nach drei Siegen in drei Spielen kann sich München schon dort den begehrten Silberpokal sichern. Es wäre die Krönung eines mit viel Geld realisierten Blitz-Aufstiegs an die deutsche Eishockey-Spitze.

Denn noch im Mai 2012 schien alles vorbei, Ex-Vereinschef Jürgen Bochanski erklärte die ganze Sportart in München für „endgültig tot“. Ohne Geld, Unterstützung und Perspektive hatten die Verantwortlichen des EHC aufgegeben: Der Verkauf der Lizenz nach Schwenningen war verhandelt, das Aus für München nur noch eine Frage von Tagen.

Dann aber stieg buchstäblich im letzten Moment überraschend Red Bull als Sponsor ein. Im Jahr darauf übernahm der Brause-Konzern den Verein dann komplett. Inzwischen ist der EHC der Etat-Krösus der DEL und nach Rang zwölf (2013), dem Aus in der ersten Playoff-Runde (2014) sowie einer Viertelfinal-Niederlage (2015) auch sportlich da angekommen, wo es sich der ambitionierte Geldgeber vorstellt.

Dass sich die Münchner im Gegensatz etwa zu Final-Gegner Wolfsburg ein auf allen Positionen überdurchschnittliches Aufgebot leisten können, war bislang einer der Schlüssel zum Erfolg. „Der Unterschied zu den Jahren zuvor ist die Tiefe in unserem Kader“, erkannte auch Maurer, der dienstälteste Profi beim EHC. Ein anderer Meister-Faktor kann Trainer Don Jackson werden, der schon die Eisbären Berlin zu fünf Titeln führte - unter anderem 2011 im Finale gegen Wolfsburg.

Schon damals demütigte Jacksons Truppe die Niedersachsen und setzte sich in den Endspielen ohne Niederlage (3:0) durch. Dass die Grizzlys so eine Blamage unbedingt vermeiden wollen, ist den Münchnern vor der Auswärtsaufgabe am Freitag bewusst. „Das wird das härteste Spiel der Serie“, meinte Torhüter David Leggio. An der Erfolgstaktik - einem Mix aus disziplinierter Verteidigung, individueller Klasse und Kaltschnäuzigkeit - gelte es festzuhalten. „Wenn du unter ganz großen Druck gerätst, musst du einfach weitermachen“, sagte Leggio.

Extra eine Partie herschenken, um vor heimischen Fans am Sonntag den Titel perfekt machen zu können, von solchen Gedankenspielen halten die EHC-Cracks nichts. „Wir wollen am Freitag den Meisterpokal mit nach München bringen“, stellte Coach Jackson klar. „Wir dürfen uns nicht zu sicher sein“, warnte Maurer vor seinem womöglich letzten Spiel für München. Er steht vor einem Wechsel nach Schwenningen.

Dabei lässt ein Blick auf die Statistik keinen Zweifel am Ausgang des Duells: In der DEL-Historie hat nämlich noch nie ein Team einen 0:3-Rückstand in einer Playoff-Serie aufgeholt.

Die personell gebeutelten und erschöpften Wolfsburger klammern sich an Durchhalteparolen. „Es ist noch nicht zu Ende“, sagte Verteidiger Andy Reiss. „Wir sind in der Lage, eine Serie zu starten.“ Das muss dann am Freitag passieren, sonst müssen die Niedersachsen wie schon 2011 auf eigenem Eis dem Gegner bei der Meisterfeier zusehen.

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