Cortina: Die besten acht, zehn Nationen sind das Ziel

Hannover (dpa) - Der Italo-Kanadier Pat Cortina ist im September für viele überraschend zum neuen Eishockey-Nationaltrainer berufen worden. Der 48 Jahre alte Coach des EHC München aus der Deutschen Eishockey Liga (DEL) erhielt einen Drei-Jahres-Vertrag.

Beim Deutschland Cup am Wochenende in München gibt Cortina sein Debüt. Im Interview der Nachrichtenagentur dpa spricht er über seine Ziele.

Mit welchen Erwartungen gehen sie in das erste Turnier als Bundestrainer?

Cortina: „Natürlich ist das eine große Ehre für mich und ein besonderer Start. Wir wollen drei gute Spiele zeigen, aber wirklich wichtig ist, die Spieler kennenzulernen. Ich will meine Philosophie vermitteln.“

Wie sieht ihre Philosophie denn aus?

Cortina: „Ich bin da nicht anders als andere Trainer. Die Einstellung muss stimmen, meine Spieler sollen kämpfen, ich lege Wert auf Teamplay und die Spieler müssen zeigen, dass es etwas besonderes ist, für das Nationalteam zu spielen. Taktisch gesehen ist es erstmal simpel. Wir haben ja nur vier Trainingseinheiten. Das reicht nicht, um grundlegend andere Dinge in Angriff und Abwehr einzustudieren. Wir müssen vor allem in der Defensive diszipliniert, sauber und schnell spielen. Ich setze da auf die deutschen Tugenden.“

Ihr Vorgänger Jakob Kölliker ist auch an der riskanten Spielweise in der Abwehr gescheitert. Werden sie wieder defensiver spielen lassen?

Cortina: „Am Anfang auf jeden Fall. Wenn wir international erfolgreich sein wollen, müssen wir in der Defensive sicher stehen. Wir haben aber auch Spieler, die in der Offensive stark sind. Wir müssen da einfach die richtige Balance finden.“

Sie haben einen langfristigen Vertrag unterschrieben. Wie sehen ihre Ziele für die Zukunft aus?

Cortina: „Wir müssen konstanter werden. Das Ziel muss es sein, beständig unter den besten acht, zehn Nationen zu sein. Das ist das Ziel für die Zukunft. Aktuell habe ich noch kein klares Bild darüber, wie genau unsere Ressourcen aussehen.“

Sie sind in dieser Saison auch noch Trainer des EHC München, wo es bislang sportlich noch nicht so rund läuft. Ist die Doppelbelastung doch ein Problem?

Cortina: „Ich denke nicht. Natürlich sind die Ergebnisse nicht so wie erhofft, aber wir haben meistens gut gespielt. Von 18 Partien waren nur zwei schlechte dabei. Ich glaube nicht, dass es einen Unterschied gemacht hätte, wäre ich nach wie vor nur EHC-Coach.“

Bleibt Michael Wolf unter ihnen deutscher Kapitän?

Cortina: „Ich will erstmal ein bisschen mit diesem Team arbeiten, um meine endgültige Entscheidung zu treffen. Aber Michael Wolf ist ein sehr guter Leader und ein stolzer Nationalspieler. Es ist ein wirklich gutes Beispiel dafür, wie ein Nationalspieler sein sollte. Er ist definitiv der Top-Kandidat.“

Haben sie sich eigentlich mal mit ihren Vorgängern Uwe Krupp und Kölliker ausgetauscht?

Cortina: „Ich habe mit Uwe gesprochen. "Köbi" hat mir nach meiner Nominierung eine wirklich klasse Nachricht geschickt. Also, es gibt Kontakt und wenn ich Hilfe brauche, dann bekomme ich sie auch. Beide haben ein großes Interesse daran, dass dieses Team erfolgreich ist.“

Sie treten ohne NHL-Spieler beim Deutschland Cup an. Sollte der Lockout weiter anhalten, würde der DEB denn die Versicherungssumme zumindest für die Olympia-Qualifikation im Februar bezahlen?

Cortina: „Das ist noch eine ganze Weile hin. Vieles kann bis dahin passieren. Erstmal haben wir im Januar noch einen Lehrgang. Da muss ich sehen, wer dann noch zur Verfügung steht. Aber natürlich sollte es das Bestreben sein, bei so einem Turnier auch wirklich die besten Spieler am Start zu haben. Wenn sie dann immer noch hier sind, sollten sie auch dabei sein.“

Kann man sagen, dass die Olympia-Qualifikation in dieser Saison das wichtigste Turnier ist?

Cortina: „Oh ja, das ist so. Aber das ist der erste Teil der Saison. Wir müssen auch an die WM denken, auf die wir uns vernünftig hinarbeiten müssen. Aber natürlich sollten wir bei Olympia dabei sein, wenn wir wirklich dauerhaft zu den Top-Acht-Nationen der Welt gehören wollen. Aber: Im Sport kann in drei Spielen alles passieren.“

Ihre Berufung als Bundestrainer kam etwas überraschend. Auch für sie?

Cortina: „Um ehrlich zu sein: Ja, ich war überrascht. Das war nichts, was ich erwartet hätte. Ich bin sehr glücklich, dass sie auf mich gekommen sind. Ich weiß nicht, ob ich die Zweit- oder Drittlösung war. Das ist auch völlig egal, weil ich jetzt nun mal Bundestrainer bin und zeigen muss, dass es die richtige Entscheidung war.“

Können sie die Nationalhymne schon mitsingen?

Cortina: „Noch nicht. Aber hoffentlich werde ich sie oft hören und so lernen.“

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