Bundestrainer Sturm: Sichten unter Floridas Sonne

Boston (dpa) - Sein Name hat im deutschen Eishockey Klang, steht für Tore, Erfolge und unbändigen Ehrgeiz. Und in seiner neuen Funktion als Bundestrainer hat Marco Sturm scheinbar nichts von seiner Faszination und Anziehungskraft verloren.

Bundestrainer Sturm: Sichten unter Floridas Sonne
Foto: dpa

Mit ihm hinter der Bande ist die Nationalmannschaft für die deutschen Profis in der nordamerikanischen Liga NHL wieder interessant geworden. „Ich habe mit fast allen bereits Kontakt gehabt. Immer, wenn die Jungs mit ihren Teams bei den Florida Panthers spielen, bin ich im Stadion und auch beim Training, um mit ihnen zu reden“, sagte Sturm im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Der 37-Jährige wohnt mit seiner Familie im Großraum Miami - hier hatte er 2012 seine NHL-Karriere nach 14 Jahren, 1006 Spielen und 251 Toren beendet.

Mit den Routiniers Christian Ehrhoff (Los Angeles Kings) und Dennis Seidenberg (Boston Bruins) spielte Sturm einst noch in der Nationalmannschaft oder im Verein zusammen, Tobias Rieder kennt er aus seiner niederbayerischen Heimat Landshut ebenfalls. Zu Leon Draisaitl gab es hingegen bislang noch keinen Kontakt - doch das wird sich bald ändern. Am 18. Januar trifft Sturm Deutschlands wohl größtes Eishockey-Talent erstmals persönlich, wenn Draisaitl mit den Edmonton Oilers in Florida gastiert.

„Mich freut, dass er so aufspielt. Er hat richtig gut eingeschlagen. Ich bin in ständigem Kontakt mit Scouts und Trainern, und jeder sagt mir, wie gut Leon in seinem Alter spielt“, betont Sturm. Ob er jedoch mit Draisaitl bei der Weltmeisterschaft im Frühjahr in Russland planen kann, ist derzeit offen. Sturm weiß aus eigener Erfahrung, dass die parallel zur WM ausgespielten Playoffs für jeden NHL-Profi Vorrang haben. Er selbst stand deshalb der Nationalmannschaft während seiner Karriere nur viermal bei einer WM zur Verfügung.

„So wie es derzeit aussieht, ist Edmonton nicht in den Playoffs. Aber die Saison ist ja noch lang. Es würde mich freuen, wenn ich die Chance hätte, Leon zu trainieren“, meint Sturm. Er hat nicht nur seine NHL-Nationalspieler im Blick, sondern auch die deutschen Nordamerika-Akteure in den unteren Ligen. So zum Beispiel Tom Kühnhackl oder Konrad Abeltshauser, die für die Farmteams der Pittsburgh Penguins und St. Louis Blues in der zweitklassigen American Hockey League (AHL) aktiv sind.

Sturm schaut sich viele Spiele persönlich an, studiert zudem Video-Aufzeichnungen und profitiert von seinen Jahren in der NHL. „Ich kenne viele Leute, habe Kontakte zu meinen ehemaligen Trainern, die können einem vielleicht weiterhelfen. Das ist wichtig und positiv für mich“, so Sturm. Er spricht voller Begeisterung über seinen neuen Job. Die Freude und auch der Stolz, Nachfolger der von ihm verehrten Xaver Unsinn und Hans Zach zu sein, sind ihm anzumerken.

Das deutsche Eishockey stehe vor „zwei sehr, sehr wichtigen Jahren“, sagt Sturm. Die WM 2016 in Russland sieht er dabei eher als „guten Warmup“. Viel wichtiger sind ihm das Olympia-Qualifikationsturnier in Lettland sowie die Heim-WM 2017 in Köln. Und wenn Anfang September in Riga die Tickets zu den Winterspielen 2018 in Pyeongchang vergeben werden, setzt der Coach voll auf seine bekanntesten und stärksten Profis. „Es ist unheimlich wichtig für uns, für das gesamte deutsche Eishockey. Wir wollen uns unbedingt qualifizieren“, sagt Draisaitl.

Dann sollen unter anderem Ehrhoff und Seidenberg wie zuletzt bei Olympia 2010 in Vancouver die erste Verteidigungsreihe bilden und Rieder sowie Draisaitl die nötigen Tore schießen. „Bis jetzt habe ich ein sehr gutes Feedback bekommen, die Jungs sind bereit, Deutschland zu helfen. Ich gehe davon aus, dass alle, die in der NHL spielen, bei der Olympia-Quali dabei sind“, sagt Sturm.

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