„Eine Ohrfeige“: Tränen und Tristesse in Annecy

Paris (dpa) - C'est fini! Nicht nur in München, auch im französischen Annecy platzte der Traum von den Olympischen Winterspielen 2018 wie eine Seifenblase.

In der „Grande Nation“ herrschten Tränen und Tristesse. Nur die Olympia-Gegner jubelten. Dass das schöne „Venedig der Alpen“ ohnehin nur als krasser Außenseiter ins Rennen gegangen war, war ein schwacher Trost. „Das ist eine Enttäuschung für alle Sportler und für die Hunderten von Menschen, die diese Kandidatur seit Monaten und zum Teil auch seit Jahren getragen hatten“, sagte Sportministerin Chantal Jouanno im französischen Fernsehen.

Die Niederlage kam alles andere als unerwartet. Die französische Kandidatur war von Geldmangel und internen Streitereien überschattet. Aber das Ausmaß der Schlappe bestürzte sogar die schlimmsten Pessimisten. Annecy bekam in Durban nur ganze sieben von 95 Stimmen. Dies sei wie eine „zweite Ohrfeige“ gewesen, „die die Verantwortlichen ohne Zweifel leiden lassen wird“, schrieb das renommierte Sportportal „Sports.fr“.

Bewerbungschef Charles Beigbeder brach nach der Bekanntgabe des Siegers in Tränen aus, der 21-jährige Kevin Rolland, Weltmeister von 2009 im Ski Freestyle (Halfpipe), versuchte vergeblich, ihn zu trösten. „Ich bin überrascht und extrem enttäuscht“, erklärte Beigbeder, während Ex-Hürdenstar und IOC-Mitglied Guy Drut von einer „kalten, eiskalten Dusche“ sprach.

Im Paquier, der wunderschönen Parkanlage zwischen Innenstadt und See in Annecy, hatten sich Hunderte versammelt. Als auf der Großleinwand der Sieger verkündet wurde, schlichen die meisten wortlos davon. „Na ja, vielleicht haben wir in vier oder acht Jahren wieder eine Chance“, meinte ein Mann, der eine Fahne der Region Savoyen schwenkte.

Aber nicht für alle war der Mittwoch ein Tag der Trauer. „Das ist eine gute Nachricht für uns“, freute sich Khaled Dehgane, Sprecher des „Antiolympischen Komitees“. Und auch bei der EELV, der 2010 auf Initiative von Daniel Cohn-Bendit gegründeten französischen Partei „Europa Ökologie-Die Grünen“ herrschte Partystimmung. „Wenn die Spiele nach Annecy gekommen wären, hätte es eine wirtschaftliche und ökologische Katastrophe gegeben“, teilte die EELV mit.

Ministerin Juanno sieht die Niederlage auch als Herausforderung an: „Wir müssen daraus lernen“, forderte sie. Präsident Nicolas Sarkozy hatte es, wie so viele, wohl kommen sehen. Nur wenige Tage vor Abstimmung hatte er mitteilen lassen, dass er sich in Durban nicht blicken lassen würde. Dabei hatte er im Februar noch getönt: „Wir werden alle zusammen kämpfen, um (...) die Spiele nach Frankreich zu holen“. Nach der Schlappe hüllte sich „Sarko“ zunächst in Schweigen.

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