Ein Tag für Zverev und das deutsche Tennis

DTB-Team steht am Samstag im Finale gegen Serbien – in neuer Geschlossenheit.

Düsseldorf. Das ganze Team stand für glückselige Auskünfte bereit, aber am liebsten hätte Mischa Zverev ganz allein gesprochen. Kiefer, Kohlschreiber, Schüttler und Teamchef Kühnen waren für diesen Moment Statisten, die freundlich lächelten oder wie Kohlschreiber einfach nur "ausgelaugt" da saßen. Jetzt wollte Zverev sprechen. Dieser junge Hamburger hatte gerade "seinen bislang größten Erfolg gefeiert", weil er im Doppel mit Nicolas Kiefer für den entscheidenden Punkt gegen Schweden gesorgt und Deutschland ins Finale am Samstag des World Team Cup gegen Serbien katapultiert hatte.

Zverev hatte Luftlöcher und auch herrliche Returns vor die Füße des Gegners geschlagen, er war nervös und eiskalt zugleich, und das alles hatte sich auf den "Champions-Tie-Break" verdichtet, auf diesen entscheidenden Satz, der nach Punkten bis zehn gespielt wird - und ein Nervenspiel ist, wenn es um so viel geht. "Das ist Stress auch für uns Spieler", sagte Kiefer, der doch noch etwas sagen durfte, bevor Zverev wieder übernahm. Es sei wundervoll, hier in Düsseldorf, mit diesem Team. "Da merkt man, dass man nicht allein ist auf dem Platz", sagte Zverev.

Dieses Teamgefühl - das kennt man in Düsseldorf - reißt mit oder nervt. So war es immer im deutschen Team. Individualisten fremdeln ein bisschen, Teamspieler blühen auf. Zverev, das merkte man deutlich, ist ein Teamspieler. "Wenn ich in Brisbane, 17000 Kilometer von der Heimat entfernt, gewinne, dann freue ich mich - und vielleicht noch mein Trainer", sagte er. "Aber hier freut sich ganz Deutschland, so habe ich es empfunden." Robin Söderling und Robert Lindstedt hatten jenseits des Netzes mit 6:7, 6:4 und 11:13 verloren, und Dietloff von Arnim, der Turnier-Direktor, hatte beim Handschlag mit den vermeintlich freundlichen Schweden "Frust" ausgemacht.

Das Kontrastprogramm im deutschen Team: Sie feuerten sich an, herzten sich noch auf dem Platz, und die Tribünenschar jubelte ausgelassen. So viel Glückseligkeit war schon lange nicht mehr in Tennis-Deutschland, das stellte auch der Stadionsprecher fest: "Da sage noch jemand, das deutsche Tennis ist tot", tönte es durch die Lautsprecher auf dem Center Court. Am Samstag winkt der Titel.

Kohlschreiber hatte die durchaus peinliche 0:6, 0:6-Niederlage von Kollege Schüttler gegen Söderling am Vortag mit einem deutlichen 6:1, 6:2 gegen Andreas Vinciguerra ausgeglichen und den Weg geebnet. Es war sein dritter Sieg im dritten Spiel von Düsseldorf. Kohlschreiber ist in bestechender Form, aber am Ende des Tages sprachen alle von diesem nervenaufreibenden Doppel. Sogar der seelisch noch leicht lädierte Schüttler: "Vielen Dank, Jungs. Gut gemacht."

Wie Teamchef Patrick Kühnen die Mannschaft gegen Serbien aufzustellen gedenkt, wollte er nicht sagen. Ob Schüttler eine neue Chance bekommt? Ein findiger Mann wies ihn darauf hin, man könne Zverev doch jetzt auch Einzel spielen lassen. "Dann habe ich ja niemanden an meiner Seite", sagte Zeverev im richtigen Moment bescheiden. An diesemTag machte er wirklich nichts falsch.

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