Ein Stück deutscher Fußballgeschichte

Heinrich Klein, der 1960 die Torwand erfunden hat, ist mit 92 Jahren gestorben.

Düsseldorf. „Drei unten, drei oben“ — ein simpler Satz, der doch ein Stück deutsche Fußballgeschichte ist. Es ist der Traum jedes Kickers, einmal im Leben auf die Torwand des ZDF-Sportstudios zu schießen. Seit beinahe 50 Jahren gehört sie zur Sendung. Am Sonntag ist ihr Erfinder Heinrich Klein im Alter von 92 Jahren in einem Dortmunder Seniorenstift gestorben, wie die „Ruhr-Nachrichten“ berichten.

Dass die Spanplatte mit zwei Löchern so beliebt werden würde, hatte der ehemalige Betriebsleiter der Westfalenhallen in Dortmund nicht zu träumen gewagt. „Ich habe mir damals nichts weiter dabei gedacht“, sagte Heinrich Klein der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ vor zwei Jahren.

Damals — das war 1960, als sich der Halleningenieur für das Fest der Westdeutschen Sportpresse ein Spiel für den traditionellen Prominentenwettbewerb ausdachte. Noch heute hat die Torwand dieselben Maße wie 1960, im Internet gibt es Baupläne für die einfache und zugleich geniale Idee.

Heinrich Klein ist nur den wenigsten Menschen ein Begriff, denn noch ist die Annahme weit verbreitet, dass Sportstudio-Moderator Werner Schneider die Torwand erfunden hat — falsch. Er und Wim Thoelke haben Kleins Idee gesehen und zum Sportstudio mitgenommen — der Rest ist Geschichte.

„Dass die Torwand vom ZDF so ausgeschlachtet wird, konnte man ja nicht voraussehen“, sagte Klein auf die Frage, warum er keine Forderungen an den Sender gestellt habe. Zudem, gab Klein zu, habe er als Bediensteter der Westfalenhalle sich das nicht getraut. Vermisst habe er nichts, sagte er einmal.

Erst Jahrzehnte später würdigte das ZDF-Sportstudio den Mann, der nichts geringeres als ihr Markenzeichen erfunden hatte. Man bedenke die Protestwelle, als der Sender die Torwand in den 1970ern abschaffen wollte.

Zum Mythos Torwand gehört auch, dass noch nie jemand sechs Mal getroffen hat. Günter Netzer schaffte 1974 als erster fünf Treffer. Heinrich Klein selbst hat übrigens nie auf die Torwand geschossen. Er hatte im Zweiten Weltkrieg bei Montecassino den linken Unterschenkel verloren.

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