Ecclestone - Der Herrscher im Formel-1-Reich

Berlin (dpa) - 83 Jahre alt, das Haare schon lange grau, aber die Augen immer noch hellwach. Bernie Ecclestone kann es nicht lassen. Seit fast vier Jahrzehnten steuert der einst nur mäßige Rennfahrer die Formel 1.

Ecclestone - Der Herrscher im Formel-1-Reich
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Was Ecclestone sagt, wird auch so gemacht. Wer ein Formel-1-Rennen in seinem Land veranstalten will, muss mit dem Engländer an einen Tisch. Und alle loben ihn als harten, aber fairen Verhandlungspartner.

Gleichwohl hat Ecclestone nicht nur die Königsklasse des Motorsports zum Milliardengeschäft gemacht. Er selbst ist ebenfalls milliardenschwer. Dabei bedeuten dem Briten Geld, Macht und Erfolg nach eigener Aussage „nichts. Null. Gar nichts.“

Geschäftstüchtig war Ecclestone aber schon immer. „Ich habe schon früh mit allem gedealt und gehandelt, was mir nur in die Finger kam“, erzählte er einmal. „Zuerst Kaugummi gegen Radiergummi, dann Farbstifte gegen Schulhefte, später Fahrradpumpen gegen Fußbälle. Ich habe immer alles verkauft oder getauscht.“

Der Verkauf der Königsklasse 2006 an den britischen Investor CVC bringt sein Lebenswerk aber gewaltig ins Wanken. Seit Oktober läuft vor dem Londoner High Court ein Zivilprozess. Und nun startet - voraussichtlich Ende April - vor dem Münchner Landgericht der Strafprozess. Dabei geht es um die 44 Millionen Dollar, die Ecclestone dem damaligen Vorstandsmitglied der BayernLB, Gerhard Gribkowsky, gegeben haben soll, um den Verkauf der Formel-1-Anteile der BayernLB an Ecclestones Wunschinvestor CVC perfekt zu machen.

Was einst der Schulhof war, sind seit Jahrzehnten die Metropolen dieser Welt. Ecclestone eroberte mit der Formel 1 die Kontinente. Er machte den einst überwiegend auf Europa begrenzten Hightech-Sport zum globalen Event - von Singapur über Shanghai, von Bahrain über Abu Dhabi oder Texas bis Sotschi - in diesem Jahr wird es den ersten Grand Prix in Russland geben.

Schon öfter fiel der in einer Arbeiterfamilie in Bexleyheath aufgewachsene Ecclestone durch politisch unkorrekte Aussagen auf. Konsequenzen gab es nie. Ecclestone, der Mann mit dem stets korrekten weißen Hemd und der signifikanten Nickelbrille, hat sich sein Reich geschaffen, in dem er nach dem Motto „teile und herrsche“ an der Spitze steht. „Bernie ist ein Meistertaktiker, der beste, den ich je kennengelernt habe“, sagte der frühere Weltverbandschef Max Mosley einmal über seinen langjährigen Weggefährten.

Wenn Bernie Ecclestone meist an der Seite seiner dritten Ehefrau, der 46 Jahre jüngeren Brasilianerin Fabiana Flosi, durchs Fahrerlager schreitet, sieht man den mächtigsten Mann der Formel 1 oft gar nicht. Nicht nur, weil der Brite mit gerade mal 1,60 Metern eher klein ist. Wo Ecclestone auftaucht, sind Scharen von Medienvertretern nicht fern. Wo Ecclestone ist, sind auch höchste Wirtschaftsbosse, Politiker und auch die echten A-Promis nicht weit weg.

Ob das auch am 16. März in Melbourne so sein wird, wenn die Formel 1 in die neue Saison startet, ist zumindest fraglich. Nur eines dürfte klar sein: Ecclestone wird auch das, was nun auf ihn zukommt, mit dem ihm eigenen Humor und mit der für ihn typischen Hartnäckigkeit in Angriff nehmen. Es geht schließlich um sein Lebenswerk.

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