Hörmann unter Druck Nach „Ja“ zur Reform: Sport fordert mehr Geld

Magdeburg (dpa) - Irgendwann wurde es Alfons Hörmann zu bunt. Die umstrittene Spitzensportreform war gerade mit überwältigender Mehrheit verabschiedet worden, da musste sich der Chef des Deutschen Olympischen Sportbundes wieder mit den vielen Ungereimtheiten der vergangenen Monate auseinandersetzen.

Hörmann unter Druck: Nach „Ja“ zur Reform: Sport fordert mehr Geld
Foto: dpa

„Es ist mittlerweile ein starkes Stück, welche Interpretationen hier Raum greifen“, echauffierte sich der arg angespannte Hörmann nach der DOSB-Mitgliederversammlung in Magdeburg, als ihm auch noch fehlende Unterstützung des Doping-Opfer-Hilfe-Vereins vorgeworfen worden war.

Zuvor hatte er sich schon für seinen viel kritisierten Auftritt in der Bundespressekonferenz vor einer Woche rechtfertigen müssen, als er anhand einer Marketingkampagne eine 95-prozentige Zustimmung der Athleten für die Reform suggeriert hatte. Dazu kam das wenig stilvolle Vorgehen bei der bevorstehenden Absetzung von Thomas Weikert als Präsident der Trainerakademie bis hin zu den Diskussionen um den Good-Governance-Bericht. Punkte, die Hörmann auch von den DOSB-Mitgliedern einige Kritik einbrachten.

So musste sich Hörmann das harmonische Votum für die Reform mit einer Zustimmung von 98,6 Prozent in vielen Gesprächen mit den Verbänden hart erarbeiten. Das sei die Steilvorlage, die der Sport für die tiefgreifende Reform benötige, jubilierte Hörmann hinterher.

Ganz vorbehaltlos stimmten die Verbände dem Projekt, mit dem der deutsche Sport auf Erfolg getrimmt werden soll, aber nicht zu. So wurde im Eckpunktepapier festgehalten, dass das Konzept „einer Fortschreibung der Inhalte sowie einer Weiterentwicklung und Spezifizierung der Maßnahmen bedarf“. Als Misstrauensvotum oder gar Exit-Strategie wollte die DOSB-Spitze dies nicht werten. „Das ist ein Votum für Transparenz“, sagte der DOSB-Vorstandsvorsitzende Michael Vesper. Auch die Athleten hatten sich über Nacht noch einen Passus zusichern lassen, wonach sie in den Strukturgesprächen eingebunden werden.

Schon an diesem Montag werde man in die Aktivitäten einsteigen, betonte Hörmann nach dem „Ja“ zur Reform. Nun werde das Konzept, in dem Sportler und Disziplinen zukünftig nach Potenzialen und Perspektiven in sogenannte Cluster eingeteilt und entsprechend gefördert werden, ausgearbeitet und verfeinert. „Wir sind nicht am Ziel angekommen, sondern gehen an den Start. Die eigentliche Arbeit, die Umsetzung des Ganzen, geht jetzt los“, sagte Hörmann.

Die DOSB-Mitglieder beschäftigte derweil bereits die Frage nach der Höhe der zukünftigen Fördergelder. Schließlich hatte Innenminister Thomas de Maizière, der wegen der Beerdigung des verstorbenen Bundestags-Vizepräsidenten Peter Hintze in Magdeburg nicht anwesend war, eine mögliche Erhöhung des Sportetats von derzeit 167 Millionen Euro mit der Zustimmung zur Reform verknüpft. So stellte DOSB-Vizepräsident Ole Bischof sogleich eine „Cappuccino-Rechnung“ auf, in der er einen Zuschuss von 20 Millionen Euro in den Raum warf.

Eine Forderung, die de Maizières Vertreter, Staatssekretär Hans-Georg Engelke sogleich abprallen ließ: „Der Innenminister ist nicht jemand, der mit einem Sack Geld herumläuft und das nach Belieben verteilen kann.“ Das BMI werde sich genau anschauen, inwieweit die Reform unterfinanziert ist. Da 2017 und 2018 eh noch als Übergangsjahre gelten, bevor das Konzept greifen soll, dürften die Forderungen des Sports nach mehr Geld so schnell nicht erfüllt werden.

Nach Informationen der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ habe eine Aufstellung des Bedarfs der Verbände bereits die Summe von 55 Millionen Euro ergeben. Hörmann wollte sich indes öffentlich auf keinen Geldbetrag einlassen, vielmehr werde das intern mit dem BMI erarbeitet. Es dürften weitere arbeitsreiche Wochen und Monate vor Hörmann liegen.

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