Dopingaufklärung in Freiburg eskaliert

Freiburg (dpa) - Der Streit um die Aufklärung der Doping-Vergangenheit an der Uni Freiburg eskaliert. In einer 87-seitigen Pressemitteilung werfen die acht Mitglieder der Untersuchungskommission der Hochschule die „Manipulation ihres Arbeitsauftrages“ vor.

Konkret wird Altrektor Wolfgang Jäger verantwortlich gemacht für seine „Nichtinformation über den offiziellen Arbeitsauftrag“. Die Universität Freiburg wies die Anschuldigungen in einer Mitteilung zurück und sieht „keine Hinweise“ auf eine entsprechende Manipulation durch Jäger. Auch der frühere Rektor betonte, der Kommission einen umfassenden Auftrag erteilt zu haben. Diese selbst habe ihn dann aus freien Stücken eingegrenzt. „Ich bin bis heute für eine rückhaltlose Aufklärung“, sagte er der „Badischen Zeitung“.

Der Ruf der Universität war durch die Skandale um den Profiradrennstall Team Telekom beschädigt worden. Umstritten sind ebenfalls die Forschungen des früheren Freiburger Sportarztes Joseph Keul sowie dessen Vorgänger Armin Klümper.

Der Konflikt zwischen Uni und Aufklärern schwelt schon länger. Die Kommissionsvorsitzende Letizia Paoli hatte zuvor schon den Vorwurf erhoben, dass die Uni Freiburg die Untersuchungen behindert habe. In dem 87 Seiten langen Schreiben wird nun angeprangert, dass Jäger den Untersuchungsauftrag von Anfang an stark eingegrenzt habe. Dem widerspricht die Universität und spricht von einer „eindeutigen Sachlage“: Im Jahr 2007 hätte Jäger den Arbeitsauftrag formuliert und dabei weder für den Untersuchungszeitraum noch für untersuchende Personen und Forschungsarbeiten ein Limit gesetzt.

Die belgische Kriminologin Paoli will erst im März 2012 von dem umfänglicheren Arbeitsauftrag erfahren haben. „Als Vorsitzende ist es meine vorrangige Verpflichtung dafür zu sorgen, dass in dieser für uns skandalösen Angelegenheit die Glaubwürdigkeit der Kommission und der persönliche Ruf ihrer Mitglieder in keiner Weise Schaden nimmt“, heißt es in der Presseerklärung der Kommission. „Nochmals, nicht wir als Kommission sind verantwortlich für die zweifelsfreie Vereinigung und offensichtliche Manipulation des Arbeitsauftrags, wir sind die Opfer, nicht Mitwisser und Täter.“

Bereits Ende Januar hatte sich Letizia Paoli empört an die Öffentlichkeit gewandt und in einem 18-seitigen Schreiben der Universität vorgeworfen, der Kommission würden wichtige Unterlagen vorenthalten. Zuvor hatte der Freiburger Rektor Hans-Jochen Schiewer darauf hingewiesen, dass das Paoli-Expertengremium noch keinen Abschlussbericht vorgelegt habe, obwohl dieser spätestens bis zum 30. September 2012 hätte abgegeben werden sollen. Zugleich räumte er ihr eine Fristverlängerung bis Ende Januar ein. Ein Abschlussbericht ist bisher weder abgegeben worden - noch in Sicht.

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