Doping: Clenbuterol – im Hustensaft der Eltern

In Gladbeck ist ein 13-Jähriger für ein Jahr gesperrt worden. Ist Doping schon im Kindesalter normal?

Düsseldorf. Am Anfang war der Hustensaft. Am Ende der Geschichte steht eine ausgereifte Diskussion über Dopingmissbrauch im Sport unter Kindern und Jugendlichen.

Der Fall, der diese Diskussion angestoßen hat, ereignete sich am 9. Mai dieses Jahres: Ein jugendlicher Schwimmer aus Gladbeck griff vor einem Wettkampf zum Hustensaft seiner Eltern.

Nach dem sportlichen Messen wurde er kontrolliert und schnell für ein Jahr gesperrt, nachdem die verbotene Substanz Clenbuterol nachgewiesen war. Dopingmissbrauch.

Der Junge ist 13 Jahre alt, trainierte bis dato fünf Mal in der Woche. Nun sind Wettkämpfe und Vereinssport für ein Jahr tabu. Die Mutter des 13-Jährigen sagte in der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung": Dass ihr Junge "jetzt in eine Ecke mit Dopern wie Contador gestellt wird, kann ich nicht akzeptieren". Das, sagt sie, sei ein Fehler im System. Ein Fehler im System?

"Das ist Sache des entsprechenden Verbandes, diesen Fall zu bewerten", sagt Professor Wilhelm Schänzer vom Doping-Institut für Biochemie in Köln. Das "Vergehen" des Gladbeckers wirft einen Blick auf die Szene: Ist Dopingmissbrauch unter Kindern und Jugendlichen tatsächlich weit verbreitet?

Die schnell formulierte These, dass auch in diesem Altersbereich Doping längst Normalität ist, hält Schänzer nicht aufrecht: "Es gibt relativ wenige Befunde bei jugendlichen Sportlern." Was auch daran liegen könnte, dass junge Sportler selten getestet werden. "Getestet wird vorwiegend im Spitzensport", sagt Schänzer.

Nur für den Fall, dass Athleten in jungen Jahren in olympischen Sportarten einen gehobenen Status erlangt hätten, würden sie auch in Wettkämpfen des öfteren überprüft werden. "Das Wissen darum, schreckt viele ab", glaubt Schänzer. Was im Umkehrschluss hieße, dass die Bereitschaft durchaus vorhanden sei.

Belastbare Zahlen gibt es nicht, gleichwohl ergaben Umfragen in Thüringen eine Quote von sieben Prozent von jugendlichen Sportlern, die verbotene Mittel einnehmen. "Die lassen sich meist durch die Einnahme von Cannabis unter Jugendlichen erklären. Dazu kommen Sportler, die aufgrund von naiv eingenommenen Erkältungsmedikamenten Ephidrine aufweisen", sagt Schänzer. So reduziere sich der Anteil von jungen Sportlern, die mit "harten Drogen" auffielen, "auf unter ein Prozent".

Wichtig sei laut Schänzer, Trainer und Betreuer immer wieder auf den vorsichtigen Umgang mit Medikamenten hinzuweisen. Häufig würden Sportler auffällig, weil sie nicht wüssten, welche Substanzen verboten seien. Clenbuterol sei für die direkte Stimulanz für den Wettkampf "eher nicht geeignet". Was dem Jungen aus Gladbeck nicht mehr hilft. "Für uns ist das eine menschliche Katastrophe", sagt die Mutter.

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