Doping: CAS bestätigt die Sperre für Claudia Pechstein

Karriere der Eisschnellläuferin steht vor dem Ende. Der indirekte Beweis ist legitimiert.

Berlin. Claudia Pechstein steht vor den Trümmern ihrer Karriere: Der Internationale Sportgerichtshof CAS hat in seinem historischen Urteil die Zwei-Jahres-Sperre der fünfmaligen Eisschnelllauf-Olympiasiegerin bestätigt.

"Das zu akzeptieren, ist für mich unglaublich hart", erklärte Pechstein und kündigte an, nun vor das Schweizer Bundesgericht ziehen zu wollen. "Ich bin nicht mehr über das Ergebnis geschockt, sehr wohl aber darüber, wie es zustande gekommen ist. Erst die ISU, jetzt der CAS. Ich habe lernen müssen, dass es ausgerechnet vor Sportgerichten keinen Platz für das im Sport so oft beschworene Fairplay gibt."

Der CAS geht in seiner Urteilsbegründung in diesem Präzedenzfall davon aus, dass die erhöhten Retikulozytenwerte der 37-Jährigen "nur durch eine unerlaubte Manipulation des eigenen Blutes" zu erklären seien. Die juristische Niederlage ist für die Berlinerin nach neunmal olympischem Edelmetall, 44 WM- und EM-Medaillen und sechs Weltrekorden der Anfang vom Ende. Nach der Veröffentlichung des 66-seitigen Urteils droht ihr nun die Kündigung ihres Jobs bei der Bundespolizei.

Auch finanziell steht sie beim erwarteten Rückzug von Sponsoren vor einem Scherbenhaufen. Die Sperre läuft von der Entnahme der Probe am 8. Februar 2009 bis zum 7. Februar 2011. In jedem Fall wird die Entscheidung nun die Tür für weitere Sperren mit indirektem Beweis öffnen. Zahlreiche internationale Sportverbände haben Listen von Athleten, deren Blutbilder Abnormalitäten aufweisen. Pechstein, die Doping stets bestritten hat, sieht sich als Opfer dieser Strategie der Wada, die am 1. Januar 2009 mit ihrem neuen Code den indirekten Beweis ohne positiven Befund möglich gemacht hatte.

Für den Nürnberger Pharmakologen Fritz Sörgel war der Fall "von Anfang an" klar: "Ich hatte nicht an die Blutkrankheit geglaubt. Es ist immer eine gewisse Unsicherheit mit drin, aber diese ist im Fall Pechstein sehr klein." Zwiespältig reagierte der Doping-Analytiker Wilhelm Schänzer. "Nicht wohl ist mir, dass das Urteil nur auf einem Parameter, die erhöhte Anzahl von Retikulozyten im Körper, beruht."

Pechstein war lange Zeit fest von einem Freispruch ausgegangen. Erste Zweifel waren ihr vor gut zwei Wochen gekommen, als der CAS das für den 5. November angekündigte Urteil am Abend davor um 14 Tage verschoben hatte. "Seitdem wurde ich das Gefühl nicht los, dass mein Fall nicht sportjuristisch, sondern sportpolitisch entschieden wird", sagte Pechstein.

Sie sei "fest davon überzeugt, dass ich verurteilt wurde, weil hinter den Kulissen Kräfte gewirkt haben, die den indirekten Beweis in diesem Präzedenzfall nicht scheitern sehen wollten". Für die eigene Verteidigung soll Pechstein knapp 250.000 Euro ausgegeben haben.

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