Die Stärken deutscher Pferde

Ein deutscher Hengst namens Dschingis Secret ist mehr als nur ein Feldfüller im mit 5 Millionen Euro dotierten Prix de l’Arc de Triomphe morgen in Chantilly — auf dem Gipfel der Galopper.

Die Stärken deutscher Pferde
Foto: dpa

Düsseldorf. „Wunder gibt es immer wieder“, heißt ein Evergreen von Katja Ebstein. Schaffen die für Deutschland an den Start gehenden Vollbluthengste Dschingis Secret und Iquitos ein solches Wunder im bedeutendsten Galopprennen der Welt, dem Prix de l’Arc de Triomphe am Sonntag in Paris-Chantilly?

Erst zweimal haben in der 90-jährigen Geschichte dieses 5-Milionen-Euro-Rennens deutsche Galopper die Nase vorne gehabt: 1975 Gestüt Moritzbergs Star Appeal zum Sensationstoto von 1197:10 unter Jockey Greville Starkey und 2011 die Wunderstute Danedream mit Andrasch Starke im Sattel. Dabei lief Danedream für das Gestüt Burg Eberstein in der schnellsten je gelaufenen Zeit von 2:24,4 Minuten.

2 400 Meter muss das 18-köpfige Feld morgen um 16.05 Uhr in diesem wichtigsten Zuchtrennen auf dem europäischen Kontinent bewältigen. Der „Arc“ ist sozusagen eine inoffizielle Weltmeisterschaft der Galopprennpferde am ersten Oktobersonntag, erstmals ausgetragen im Jahr 1920. Während Veranstalter France Galop zum zweiten Mal in Folge im pittoresken Chantilly mit dem weltberühmten Schloss im Hintergrund vor den Toren von Paris veranstaltet, soll das Rennen im kommenden Jahr nach Fertigstellung der Tribünenneubauten wieder an seinem ursprünglichen Ort zurückkehren: im Bois du Boulogne in Paris-Longchamp. Große Favoritin auf den Sieg der diesjährigen Ausgabe ist die dreijährige englische Stute Enable, trainiert von John Gosden in Newmarket, geritten von Jockeylegende Frankie Dettori, der den Arc als alleiniger Rekordhalter zum fünften Mal gewinnen kann.

Die Favoritin hatte ursprünglich gar keine Startberechtigung, wurde dann aber am vergangenen Mittwoch für 120 000 Euro nachgenannt. Enable, bei sieben Starts sechsmal siegreich und mit einer Gewinnsumme von umgerechnet mehr als 1,5 Millionen Euro gekürt, gilt als unbezwingbar, glaubt man den englischen Buchmachern. Dabei werden die deutschen Vertreter Dschingis Secret und Iquitos zu Außenseiter-Kursen von 120:10, respektive 500:10 notiert. Doch sind ihre Trainer durchaus zuversichtlich, bei der Jagd nach dem horrenden Preisgeld mitmischen zu können.

An erster Stelle sei Markus Klug (41) genannt, der auf dem Kölner Traditionsgestüt Röttgen in Köln Rath-Heumar den vierjährigen Dschingis Secret vorbereitet. Der letztjährige Derbydritte hat aktuell bei seinen fünf Starts viermal gewinnen können, darunter den Kölner Gerling-Preis sowie den Großen Preis von Berlin und jüngst den Prix Foy, eben in Chantilly als Generalprobe für das 5 Millionen-Highlight.

„Der Hengst benötigt unbedingt weiches Geläuf zur Einstellung seiner Bestform, gegen Regen haben wir gar nichts, im Gegenteil, dann ist alles möglich“, glaubt sein Trainer, der eine beispiellose Karriere in den vergangenen fünf Jahren erlebt hat. Zwei deutsche Derbysiege mit Sea the Moon (2014) und Windstoß (2017) sowie ebensoviele Meistertitel der Berufstrainer sind Ansporn für neue Ziele von Klug, internationale wohlgemerkt.

Für Dschingis Secrets Jockey Adrie de Vries ist es der erste Ritt im Arc. Der 48-jährige Niederländer ritt das Pferd bereits vor drei Wochen im Prix Foy in Chantilly zum Sieg und glaubt an seine Chance. „Der vorhergesagte Regen wird uns weiterhelfen, dann ist Dschingis Secret noch stärker“. Besitzer des vierbeinigen deutschen Hoffnungsträgers ist Horst Pudwill, ein in Hongkong lebender deutscher Unternehmer. Pudwill hat jüngst den Jährlingsbruder von Dschingis Secret für stolze 500 000 Euro auf der Iffezheimer Jährlings-Auktion erstanden. Nicht zu vergessen ist ein weiteres deutsches Spitzenpferd mit Namen Iquitos, Deutschlands Galopper des Jahres 2016 und im Training bei Hans-Jürgen Grösche (74) in Hannover auf der Neuen Bult. Gröschel startet erstmals in Paris mit einem Pferd und weiß um die Schwere der Aufgabe für Iquitos: „Wir fahren mit Demut dorthin.“

Iquitos belegte im vergangenen Herbst den siebten Rang als bester Europäer im renommierten Japan-Cup in Tokio. Der Außenseiter kann an einem guten Tag überraschen. Und sein gebuchter Reiter Andrasch Starke weiß wie es ist, einen „Arc“ zu gewinnen. Der achtfache deutsche Meister und siebenfache Derbysiegreiter genießt nicht nur deswegen Kultstatus. Tausende von deutschen Galoppfans machen sich per Flugzeug, Bahn oder Auto Richtung Paris auf. Angeblich eine Milliarde Menschen weltweit verfolgen das 5-Millionen-Spektakel. Mehr als 40 000 Zuschauer werden auf der Rennbahn erwartet.

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