Die eilige Maria: Von Vancouver auf den Marienplatz

Wie das öffentliche Leben der Doppelolympiasiegerin Riesch an Tempo gewonnen hat.

Vancouver. Das hat es schon einmal gegeben. Aber die Zeiten waren andere 1976, als Rosi Mittermaier bei den Olympischen Spielen in Innsbruck Gold in der Abfahrt und im Slalom holte, und 1998, als Katja Seizinger in Nagano in der Abfahrt und der Kombination die Beste war.

Maria Riesch ist in Vancouver Doppelolympiasiegerin im Slalom und bezeichnenderweise in der Super-Kombination geworden. Super sind nun die Zeiten - und heftig die Anforderungen.

Kamerateams aus aller Herren Länder wollen den Glanz der eiligen Maria einfangen. Die Verehrung kennt keine Grenzen: Am Dienstag werden in München erstmals die deutschen Winterolympioniken empfangen. "Das ist eine große Ehre", sagt Maria Riesch. "Auf den Rathausbalkon am Marienplatz dürfen sonst nur die Fußballer des FC Bayern, das heißt schon was." Ja, das heißt was.

Riesch meistert den verbalen Marathon souverän. Als sie im Deutschen Haus von Whistler bei Waldemar Hartmann sitzt, klingen ihre Antworten so authentisch, als seien ihre Gedanken just in diesem Moment Worte geworden. Dabei hat sie genau diese Sätze kurz zuvor dutzendfach gesagt. Sie ist ein Profi. Und auch nur ein Mensch.

Vor laufender Kamera von CNN bricht es aus ihr heraus. Mitten in einem Satz auf Englisch sagt sie: "Ich kann nimmer." Doch sie lächelt gleich wieder und macht das Spiel der Fotografen mit. "Bitte nimm vor jedes Auge eine Medaille", ruft jemand von links durch das Blitzlichtgewitter. Von der anderen Seite sagt einer: "Schön. Und jetzt zu mir hier rüber schauen. Nicht schielen." Sie trägt es mit Fassung.

Maria Riesch ist Weltmeisterin, Weltcupsiegerin und Doppelolympiasiegerin. Spätestens mit Doppelgold tritt die Doppelmoral offen zu Tage. Das Doppel-Doppel von Vancouver, die Alpine Maria Riesch und die Biathletin Magdalena Neuner, sie beide werden nun in den Medien herumgereicht.

Riesch schlägt die Brücke zum Fußball. Als sie die Jubel-Bilder aus Garmisch-Partenkirchen sieht, sagt sie: "Da muss ich an die Fußball-WM 2006 in Deutschland denken. Es geht schon in die Richtung." Sie hat ein Ziel für die alpine Ski-WM 2011 zu Hause in Garmisch-Partenkirchen: "Wir wollen in ganz Deutschland wieder eine Euphorie auslösen." Ob das ein paar Alpinen gelingt? Immerhin kann die Heim-WM mit Kitzbühel-Sieger Felix Neureuther, Weltmeisterin Kathrin Hölzl und den Olympiasiegerinnen Viktoria Rebensburg und Maria Riesch werben. Es geht schlechter.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort