DFB-Elf: Nur Staffage im Erfolg

Nationalmannschaft: Lukas Podolski steht wieder in der Kritik. dieses Mal sogar beim Trainer.

Brüssel/Köln. Manchmal ist es ja ganz gut, dass Fußballer einen Berater an ihrer Seite haben. Man stelle sich vor, Lukas Podolski hätte seinen Plan umgesetzt, ohne darüber noch einmal mit einem verständigen Menschen zu reden. Dann wäre dieser Lukas Podolski am Samstag in die Kölner Arena gleich hinter seinem befreundeten Boxer Felix Sturm mit dessen WM-Gürtel einmarschiert, er wäre Teil der opulenten Show gewesen, mittendrin, und nachher hätten alle gesagt: Abseits des Fußball-Platzes zeigt er mehr Engagement als auf dem Viereck.

Also verzichtete Podolski auf den verwegenen Plan, ließ es sich aber nicht nehmen, nach dem Sieg des Boxers in Köln zur fotografisch festgehaltenen Gratulation in das Seilgeviert zu steigen. Wieder mitgejubelt, das Ganze war vergleichbar mit dem, was einen Tag zuvor in Brüssel geschehen war: Auch da wurde gefeiert, die deutsche Mannschaft ließ sich nach dem 1:0-Sieg gegen Belgien in der Stadionkurve bejubeln. Und Podolski war mittendrin, aber irgendwie eben nur dabei. Und nicht Hauptdarsteller. Staffage im Erfolg.

Der Weg vom Protagonisten der Weltmeisterschaft 2006 zum Mitläufer einer neuen Nationalmannschaft, die um ihn herum und an ihm vorbei derzeit wöchentlich neue Stars generiert, ist schmerzhaft. Es läuft nicht für Podolski, nicht in Köln - das kennt man - und so recht jetzt auch nicht mehr in der Wohlfühloase Nationalelf.

Untrügliches Zeichen für seinen sinkenden Stern ist die Tatsache, dass sein ansonsten so getreuer Vorgesetzter Joachim Löw Kritik äußerte: "In der zweiten Halbzeit ist er abgefallen, er war nicht so im Spiel", sagte Löw nach dem Vergleich mit Belgien, in dem Podolski zwei gute Szenen hatte: Einen Fernschuss vor und einen sehenswerten Pass nach der Pause. Ansonsten ging er unter, wobei man ihm zugute halten muss, dass er mit läuferischer Stärke seine taktische Rolle akzeptabel ausfüllt. Aber eben auch nicht viel mehr. Nach 70 Minuten musste der 25-Jährige in seinem 80. Länderspiel für den nachdrängenden Toni Kroos räumen. Ein Wechsel mit Zukunft?

Den anderen Podolski erlebt die Nation zu selten, das ist das stete Problem des Kölners: Sein wahres Leistungsvermögen tritt inzwischen so selten zu Tage, dass es langsam in Vergessenheit gerät. Kaum einem anderen ähnlich hochklassigen Spieler fehlt es derart an Konstanz.

Vielleicht ist es ein Wink des Schicksals, dass die deutsche Nationalelf am Dienstag in Köln gegen Aserbaidschan (20.45 Uhr/ARD) spielt, in Podolskis geliebter Heimatstadt also. Eine Stadt, die ihn feiern wird, und Podolski will so viel Rückenwind nutzen, um gegen den vermeintlich dankbaren Gegner das ein oder gar andere Tor zu erzielen. Dann allerdings werden alle sagen: War ja klar. In Köln kann er, und dann noch gegen Barfuß Kairo. Es wird nicht leichter, Lukas Podolski zu sein.

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