Der Traum vom Fußballstar

In Madrid ist ein Siebenjähriger verpflichtet worden. Das ist in Deutschland nicht erlaubt. Und fragwürdig.

Mönchengladbach. Es ist eine verlockende Welt. Der Traum vieler Jugendlicher. Profifußballer zu werden, vor tausenden jubelnden Menschen ein Tor zu erzielen, Interviews zu geben und viel Geld zu verdienen.

Mit 13 Jahren und diesem Traum vor Augen begeisterte Lionel Messi den FC Barcelona beim Probetraining. Kurzerhand wurde ein Vertrag auf einer Serviette unterzeichnet, weil nichts anderes da war. Gerade sieben Jahre alt ist Leonel Angel Coira, als er im August von Real Madrid unter Vertrag genommen wird. Es geht noch früher: VVV Venlo verpflichtete, wenn auch symbolisch, im April einen 18-Monate alten Jungen, der schlafwandlerisch sicher Stoffbälle in eine Kiste lupft.

Solche Verträge sind in Deutschland verboten. „Ich halte es für bedenklich, so früh Verträge abzuschließen“, sagt Roland Virkus, Direktor Nachwuchs und Amateure bei Borussia Mönchengladbach. Es gelten die Regeln des Deutschen Fußballbundes. „Diese besagen, dass man ab einem Alter von 16 Jahren Nachwuchs-Förderverträge abschließen darf“, sagt Oliver Ruhnert, Chefscout von Schalke 04. „Die Laufzeit beträgt maximal drei Jahre“, ergänzt Christoph Henkel, Leiter des Nachwuchsleistungszentrum des 1. FC Köln. Dazu könne man um zwei Jahre verlängern.

Siegprämien sind in den Verträgen nicht enthalten — der Fokus liegt auf anderen Dingen als bei den Profis. „Es geht uns um die Ausbildung“, betont Roland Virkus. „Über drei Jahre lernen die Spieler hier sozusagen das Handwerkszeug.“ Doch auch in Deutschland halten sich nicht alle an die Regeln.

Ein Problem ist laut Virkus, dass manche Spielerberater versuchen, Spieler schon vor dem 16. Lebensjahr an sich zu binden. „Nicht rechtlich, aber emotional, mit Geschenken. Oft werden den Jungs Märchen erzählt.“ Jürgen Gelsdorf, Leiter der Nachwuchsabteilung bei Bayer Leverkusen, sagt: „Jugendspieler brauchen keinen Berater.“ In den Leistungszentren sei die Betreuung gut genug. Die Eltern seien ansonsten in der Pflicht, die Seriösität des Beraters zu prüfen. „Eine Regelung, nach der Spieler erst ab 17 Jahren mit einem Berater am Tisch sitzen dürfen, ist auf dem Weg“, weiß Virkus.

Für Wechsel aus dem Ausland gibt es spezielle Regeln: „Die Fifa genehmigt das nur, wenn die Eltern ihren Lebensmittelpunkt in das jeweilige Land verlegen“, sagt Gelsdorf. Auch bei Lionel Messi zog die Familie aus Argentinien nach Barcelona.

„Wenn einer von zehn Spielern in einen Top-Klub kommt, ist das eine gute Quote“, sagt Gelsdorf. „Schwierig kann es in den kommenden Jahren für Nachwuchstorhüter werden, da junge Profis wie ter Stegen, Zieler und Neuer fest im Sattel sitzen.“

Mit viel Talent habe ein Spieler vielleicht eine Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent, den Durchbruch zu schaffen, sagt Virkus. „Und ein Trainer muss den Mut haben, ihn einzusetzen.“ Marcell Jansen, 2006 und 2010 bei der WM dabei, stand zum Beispiel nie in einem Jugendnationalteam. Durch die Verletzung von Filip Daems rückte er unter Dick Advocaat in die Startelf der Borussia — und schaffte den Sprung in die Nationalelf. „Man muss auch Glück haben“, sagt Virkus.

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