Sport Der Ringer, der nicht gewinnen durfte

Wenn wir an dieser Stelle von einer Junioren-Weltmeisterschaft im Ringen berichten, die zudem im unverdächtigen Polen stattfindet, muss Außergewöhnliches geschehen sein. Genau das ist der Fall.

Der iranische Ringer Ali-Resa Karim (l) durfte nicht gewinnen. Hier ein Archivbild nach einem Sieg gegen Michail Ganew aus Bulgarien bei der Ringer-WM am 11.09.2015 in Las Vegas.

Der iranische Ringer Ali-Resa Karim (l) durfte nicht gewinnen. Hier ein Archivbild nach einem Sieg gegen Michail Ganew aus Bulgarien bei der Ringer-WM am 11.09.2015 in Las Vegas.

Foto: Paul Buck

Wie in allen Menschen steckt auch im Ringen das tief sitzende Verlangen, gewinnen zu wollen. Das ist keine Stilfrage, sondern im Griechisch-Römischen so verbreitet wie im Freistil. Wer prinzipiell lieber verliert, dem seien Halma, Mikado — also nichts, was blaue Flecken verursacht — oder eine Mitgliedschaft beim 1. FC Köln empfohlen. Grundsätzlich raten wir aber zum Arztbesuch. Die Lust am Schmerz mag inzwischen gesellschaftsfähig sein, die Freude am eigenen Untergang ist pathologisch.

Genauso hart trifft es bekanntlich diejenigen, die gewinnen wollen, aber nicht können. Am schlimmsten aber sind diejenigen dran, die gewinnen können, aber nicht dürfen. Das führt uns zu Alireza Karimi, einem Freistil-Ringer aus dem Iran. Der Nachwuchsmann war einer der Favoriten auf die Goldmedaille. Einer, der gewinnen wollte und konnte — nur nicht durfte. Karimi führte kurz vor Ende 3:2, ehe ihn sein Trainer vom Mattenrand aus an das erinnerte, was ihm Irans Politik aufgetragen hatte, um eine Begegnung mit einem Israeli in der nächsten Runde zu vermeiden: Alireza, du musst verlieren! Also ließ sich Alireza widerstandslos über die Matte wirbeln und verlor 3:14. Auch eine Fake News. Die Politik hat dem Sport Daumenschrauben angelegt und den Athleten ungerührt seines WM-Traumes beraubt. Karimi ist Wiederholungsopfer. Die Boykott-Politik islamischer Staaten gegen israelische Sportler hat System.

Zuletzt wurde der Kapitän der iranischen Fußball-Nationalelf ausgeschlossen, weil der mit seinem Klub Panionios Athen in der Europa League gegen Maccabi Tel Aviv gespielt hat. Und beim Judo-Grand-Slam in Abu Dhabi hatten die Gastgeber angekündigt, einem möglichen israelischen Sieger die obligatorische Hymne seines Landes zu verweigern.

Und der Sport? Er schweigt. Dabei ist es höchste Zeit, dass er sich gegen politischen Missbrauch wehrt. Warum nicht Nationen ausschließen, die andere diskriminieren. Warum nicht eine Ringer-WM ohne den Iran und dessen Geistesbrüder. Wer die Grundprinzipien des Sports derart missachtet, sollte nicht einmal Halma spielen.

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