Der große Traum lebt weiter

Nach dem 4:1 über England scheint in Südafrika sogar der Titel möglich.

Bloemfontein. Hoch oben von der Tribüne im Freestate-Stadion in Bloemfontein lächelte ein Plakat auf die Helden dieses Abend hinab. "Turniermannschaft" stand darauf. Unten auf dem Rasen stand diese Turniermannschaft, die sich wieder gefährlich zu steigern droht innerhalb dieser Weltmeisterschaft in Südafrika.

Und winkte befreit hinauf. 4:1 (2:1) gegen England, höher hat nie ein deutschen Team zuvor gegen die "Three Lions" gewonnen, das WM-Achtelfinale ist überstanden, Deutschland steht im Viertelfinale am Samstag in Kapstadt. Man muss inzwischen mit allem rechnen.

Denn kein Team hat diese Bezeichnung "Turniermannschaft" derart mit Inhalt gefüllt wie die deutsche. Der Sieg gegen England war ein historischer, aber es reichte nur "für ein Bier in der Kabine", wie Arne Friedrich gestand. "Es kommen noch wichtige Aufgaben."

Dabei hätte die Pause bis Samstag zur ausgereiften Sause gereicht, aber diese Mannschaft ist genauso diszipliniert, wie ihr disziplinierter Trainer Joachim Löw sie immer haben wollte. "Mir ist egal, wer kommt, wir nehmen sie alle", sagte Lukas Podolski. "Aber es ist geil, so gegen England zu gewinnen."

Auch Mesut Özil flüsterte: "Wir haben alle den Traum vom Titel. Da müssen wir alle schlagen. Und das ist möglich." Und Thomas Müller, der mit seinen beiden Treffern nach der Pause die Entscheidung herbeigeführt hatte, sagte: "Wir haben vor keinem Angst. Das haben wir noch nie gehabt." Inzwischen muss man das glauben.

Deutschland beherrschte das englische Team 70 Minuten. Und erzielte Tore: Miroslav Klose etwa nach einem nicht endenden Pass seines Torwarts, darauf Lukas Podolski, als er eine Vorlage von Thomas Müller aus spitzem Winkel an James vorbei in die Maschen drosch. Wo war eigentlich England? Nur zeitweise vorhanden.

Denn nach Upsons Kopfballtreffer (37.) nach einer Flanke aus dem Halbfeld von Steven Gerrard schwamm die deutsche Elf bedenklich. Und kassierte ein historisches, zweites Gegentor, das Schiedsrichter Jorge Larrionda aus Uruguay nicht anerkannte: Paul Lampards Heber knallte von der Unterkante der Latte deutlich hinter die Linie, dann zurück ins Spielfeld. Ein Hauch von Wembley wehte durch Bloemfontein.

Für den englischen Trainer Fabio Capello entscheidend: "Das Spiel wäre ein anderes gewesen, wenn wir den Ausgleich gehabt hätten." Statt des 2:2 erhöhte der überragende Müller auf 4:1. (67., 70.). Deutschland hat den Sieg erkämpft, erspielt, es war eine Melange aus allem, was es braucht.

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