Der Fußball wird weiblich

Wachstum in der Sportart Nummer eins funktioniert nur noch über die Frauen. Herausforderung für die Liga.

Düsseldorf. Aus dem Ruhrgebiet stammen die griffigsten Fußball-Weisheiten. Aber nicht alle stimmen. "In ein’ guten Western und beim Fußball ham’ Frauen nix zu suchen", hieß ein goldenes Wort aus den fünfziger Jahren. Der Western ist tot, und der Fußball Frauensache.

Nie zuvor schauten so viele Frauen zu, wenn die Männer spielen, wie heute, im Stadion und vor dem Fernseher. Und noch nie spielten so viele Mädchen und Frauen Fußball wie 2009. Keine Frage, der Fußball wird weiblich. Ein überfälliger Besuch im Reich von Königin Fußball.

Schalke steuert der Wahl der "Miss Schalke 2009" entgegen, nachdem sich in jedem Saisonmonat eine "junge Frau mit königsblauem Blut in den Adern" vorgestellt hat. Fast jeder Schalker Fanklub hat Frauen oder Mädchen in seinen Reihen, in den Fanblöcken zuckt selbst der coolste Macho nicht mehr zusammen, wenn neben ihm eine Königsblaue mitfiebert.

In den Stadien der 1. und 2. Bundesliga liegt der Anteil der Frauen und Mädchen zwischen 25 und 30 Prozent. Bei der Übertragung des EM-Finales 2008 saßen genauso viele Frauen wie Männer vor den Bildschirmen. Repräsentativen Marktforschungen zu Folge gibt es in Deutschland 12,5 Millionen Frauen, die sich für Fußball interessieren. Und der Gipfelpunkt der Entwicklung ist noch nicht erreicht: In der Zielgruppe der 14- bis 19-Jährigen gibt hinsichtlich des Interesses am Fußball kaum mehr einen Unterschied zwischen Jungen und Mädchen.

"Die Zukunft des Fußballs ist weiblich." Dieser Satz von Fifa-Präsident Sepp Blatter ist zu einem geflügelten Wort geworden. Hartmut Zastrow meint dasselbe, sagt es aber anders.

"Wachstum im deutschen Fußball geht fast nur noch über die Frauen, sie sind die Treiber des Fußball-Booms. Bei den Männern liegt das Interesse seit Jahren recht konstant um 80 Prozent, da ist der Markt ausgereizt", sagt der Kölner Marktforscher. Seit 1991 hat sich die Zahl weiblicher Fußballfans mehr als verdoppelt, in den Stadien stieg der Anteil der Frauen auf 23 Prozent. Zastrow: "Die Erstligavereine haben in der Saison 2007/08 über 100 Millionen Euro durch Frauen und Mädchen eingenommen."

Das Thema wurde zu einer Herausforderung für die Profiklubs. Bayer Leverkusen beschäftigt sich seit Jahren mit der neuen Zielgruppe und weiß aus Umfragen, wie wichtig Sicherheit und Familienfreundlichkeit des Stadions sind. "30 Prozent unserer Besucher sind Frauen", sagt Meinolf Sprink, Kommunikationsdirektor bei Bayer Leverkusen. Die Zukunft des Fußballs ist weiblich - die These steht nicht im luftleeren Raum. Es ist mehr als nur ein Anfang gemacht.

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