Der Elftklässler, der in die Weltklasse sprang

Der 17-jährige Andreas Wellinger ist eine der deutschen Hoffnungen bei der am Samstag beginnenden Vierschanzentournee.

Inzell. Einen Wunschzettel für Weihnachten hatte Andreas Wellinger nicht geschrieben. „Weil ich ganz schlecht in Ideen bin“, sagt er. Das Schönste an den Festtagen war für den 17-Jährigen ohnehin etwas, das es nirgendwo zu kaufen gibt: Ruhe. Die Stunden daheim in Weißbach bei Inzell waren wertvoll. Weil rar geworden in den vergangenen Monaten. Morgen verreist Andreas Wellinger wieder. Nach Oberstdorf. Dienstlich.

Der Skispringer Andreas Wellinger ist für die 61. Vierschanzentournee nominiert. Es ist seine Erste. Und es ist auch für ihn, den Aufsteiger der Saison, ein Höhepunkt. „Meine Ziele vom Sommer habe ich schon weit übertroffen. Alles, was jetzt dazu kommt, ist Krönung“, sagt er.

Schon immer hat er „irgendwann mal vorne mitspringen wollen“. In seiner ersten Weltcupsaison tut er es. Unbekümmert und doch effektiv. Der ehemalige Nordische Kombinierer ist Vierter im Gesamtweltcup, hat sich mit Platz zwei in Engelberg, Position drei in Sotschi und zwei fünften Rängen unter die Elite gedrängelt. Eine Momentaufnahme? Zumindest ein klares Zeichen, dass der Nachwuchs für eine Dynamik auch innerhalb der deutschen Mannschaft gesorgt hat. Die Jungen kitzeln die erfahreneren Athleten — ein Fakt, den sich Bundestrainer Werner Schuster seit Jahren wünscht.

Die etablierte Konkurrenz reagiert. Und gratuliert. „Die haben bis vor Lillehammer wahrscheinlich noch nie was vom Wellinger gehört“, sagt dieser mit einem lausbübischen Grinsen. „Mittlerweile glaube ich schon, das sie ein Auge auf mich werfen.“ Seine Technik ist modern, sein Flugsystem stimmig. Jetzt mag der Elftklässler am Christophorus-Gymnasium zu Berchtesgaden den Ist-Zustand auskosten. „Ich nehme mir schon vor, das zu zeigen, was ich im Moment drauf habe“, sagt Andreas Wellinger. Darauf wird er sich konzentrieren. Auch um all die hektischen Begleitumstände bei der Tournee auszublenden.

Nie ist er dort Vorspringer gewesen. Nicht einmal Zuschauer. Einzig vor dem Fernseher hat er als Bub gesessen. Erstmals bewusst, als Sven Hannawald 2001/2002 alle vier Wettbewerbe gewonnen und damit als bisher einziger Springer den Grand Slam geschafft hat. Da wurde „der Hanni“ ein Vorbild. Nun ist es Severin Freund, sein Teamkollege und Deutschlands Bester. Eine schöne Konstellation. „Das muss ich ausnutzen“, sagt Wellinger. „Ich bin glücklich, dass ich im Moment da bin.“

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