Das Kreuz mit dem Kreuzband

Die hohe Zahl an Kreuzbandrissen im Profifußball ist auffällig. Sportmediziner Alois Teuber setzt auf ausgewogenes Training.

Das Kreuz mit dem Kreuzband
Foto: Wikimedia Commons/Jaroch

Düsseldorf. Die Verletzung von BVB-Star Jakub Blaszczykowski im Spiel gegen den FC Augsburg hat Dortmunds Kultrainer Jürgen Klopp mehr geschockt als der unnötige Punktverlust beim 2:2 gegen den Außenseiter. Schon wieder ein Kreuzbandriss. Der deutsche und auch der internationale Profi-Fußball verzeichnen in dieser Saison eine Vielzahl dieser schweren Knieverletzungen. Der deutsche Nationalspieler Sami Khedira hofft, ähnlich wie Englands Stürmer Theo Walcott und der gerade operierte kolumbianische Torjäger Radamel Falcao bei der Fußball-WM in Brasilien wieder dabei zu sein.

Schreckminute für Jakub Blaszczykowski und Borussia Dortmund. Foto: dpa

Schreckminute für Jakub Blaszczykowski und Borussia Dortmund. Foto: dpa

Foto: Marius Becker

„Die Vielzahl dieser Art von Verletzungen ist aber kein Trend, oder die Folge dessen, dass schneller, aggressiver oder etwa auch brutaler gespielt wird“, sagt Alois Teuber, Mannschaftsarzt von Fußball-Zweitligist Fortuna Düsseldorf und Eishockey-Erstligist Düsseldorfer EG. „Eine Erklärung könnte sein, dass wesentlich intensiver trainiert wird — und dabei auch keine Rücksicht auf die Härte des Untergrunds genommen wird.“ Vorsichtsmaßahmen gebe es eigentlich keine.

Außer dem Aufbau einer leistungsfähigen Rumpfmuskulatur, wie sie der Sportmediziner Teuber empfiehlt, kann man wenig für die Beinmuskeln tun. „Das wäre kontraproduktiv, weil stärkere Muskeln im Bereich der Oberschenkel den Sportler langsamer machen“, sagt Teuber. „Das kann natürlich nicht das Ziel sein. Eine ausgewogenes Training für Bauch, Bein und Po ist auch für Hobbysportler ein halbwegs geeignete Präventivmaßnahme.“ Vor allem jene, die genetisch bedingt mit Knieproblemen kämpfen müssen, sollten die Muskeln und damit eben auch die Kniegelenke stärken.

Die Wahrscheinlichkeit eines Bänderrisses ist beim vorderen Kreuzband zehn Mal so hoch wie beim hinteren Kreuzband. Die Empfehlung, das Kreuzband flicken zu lassen, müsse nicht für jeden Patienten passen. Nach einem Kreuzbandriss kann man später auch ohne Operation noch laufen, die Muskeln übernehmen die Arbeit des vorderen oder hinteren Kreuzbandes.

Doch das Knie bleibt ohne „Reparatur“ instabil. Durch diese Instabilität, können Menisken und der Knorpel im Knie zerstört werden. Lothar Matthäus hat nach seiner Verletzung (1992) ohne Kreuzband noch sehr erfolgreich Fußball gespielt. Seine Knie wurden durch seine starken Muskeln gehalten. „Loddar“ leidet allerdings, wie er selbst einräumte, heute unter den Schmerzen einer Arthrose.

Bei einem operativen Eingriff wird ein Sehnenstück als Verbindungsstück zwischen die getrennten Bänderhälften gesetzt. Das geschah auch bei Khedira, der im Mai wieder fit sein will. Ob dann bei ihm die Angst mitspielt, wird vielleicht bei der WM sichtbar.

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