Van Gerwen ist der Topfavorit Darts-Dominator: „Alles außer WM-Titel ein Desaster“

London (dpa) - Der Stachel sitzt noch immer tief, wenn Michael van Gerwen ein Jahr zurückdenkt. Dominator, Weltranglistenerster und Dauersieger - aber wieder nicht Darts-Weltmeister.

Van Gerwen ist der Topfavorit: Darts-Dominator: „Alles außer WM-Titel ein Desaster“
Foto: dpa

„Ich würde alle Titel des gesamten Jahres gegen den WM-Sieg tauschen“, sagte der Niederländer zu seinem Scheitern bei den vergangenen Titelkämpfen im Londoner Alexandra Palace. Bei der derzeit laufenden WM sind die Vorzeichen ähnlich: Der 27-Jährige aus Boxtel gilt als turmhoher Favorit - und weiß das auch selbst. „Ich erwarte von mir selbst den Titel, alles andere wäre für mich ein Desaster“, sagte van Gerwen.

„Mighty Mike“ hat sich zum absoluten Superstar der Szene entwickelt. Der gelernte Fliesenleger bestreitet jedes Turnier als Topkandidat auf den Titel und hat mittlerweile selbst den Anspruch, sich mit den größten Legenden aller Zeiten zu vergleichen. „Phil Taylor ist der Größte, aber ich bin der Beste“, merkte van Gerwen mit Blick auf den Rekord-Champion aus England jüngst an. Seine Begründung ist simpel: „Ich habe seine Rekorde für den besten Schnitt und die meisten Turniersiege gebrochen. Ich breche diese Rekorde nicht, weil ich ein schlechterer Spieler als er bin. Ich denke, ich schaffe das, weil ich ein besserer Spieler bin. Die Zeiten haben sich geändert.“

Im „Ally Pally“ kann es Neujahr zum Showdown zwischen van Gerwen und Taylor kommen. Dann würden der derzeit beste und der erfolgreichste Darts-Spieler in einem möglichen Halbfinale aufeinandertreffen. Selbst der 56 Jahre alte Taylor erkennt aber an, dass van Gerwen ihm sportlich den Rang abgelaufen hat. Er sagt sogar: „Mike ist der Beste. So gut hat noch nie jemand Darts gespielt.“ Also auch nicht er selbst bei seinen insgesamt 14 PDC-Weltmeistertiteln.

Für den Niederländer aus der Provinz Nordbrabant ist Darts zu einem „Weltphänomen“ geworden. Van Gerwen spielte einst Fußball, doch nicht sehr erfolgreich. Dann wechselte er zum Darts, gewann seinen ersten Pokal und wurde immer fanatischer. „Die WM wird weltweit immer größer und größer, also möchte ich zeigen, dass ich besser spielen kann als jemals zuvor“, sagt er, im Fußball ein großer Fan des PSV Eindhoven.

Dass er zum Siegen verdammt ist? Kümmert van Gerwen herzlich wenig. „Der ganze Druck wird auf meinen Schultern lasten, doch wen interessiert das schon? Ich spiele nun bereits seit vier Jahren mit größtem Druck.“ Nach seinem sensationellen Achtelfinal-Aus 2016 gegen Landsmann Raymond van Barneveld hat er seine Vorbereitung noch einmal intensiviert: „Letztes Jahr habe ich Urlaub gemacht, dieses Jahr habe ich sehr hart trainiert.“

Auch die deutschen Vorzeigespieler sehen den markanten Dominator als klare Nummer eins der Darts-Szene. „Sein Wille, sein Fleiß und dass er einfach dartsverrückt ist“, erklärte Dragutin Horvat auf die Frage, was van Gerwen auszeichne. „Der spielt einfach 24 Stunden am Tag“, fügte der 40-Jährige aus Kassel an.

Deutschlands Nummer eins Max Hopp, der von dem Weltranglistenersten selbst regelmäßig gelobt wird, sieht die Vormachtstellung deutlich zementiert: „Er ist haushoher Favorit. Wenn er so spielt wie im gesamten Jahr 2016, kann ihn keiner aufhalten.“ So sieht es auch van Gerwen, der ein Duell mit Doppel-Weltmeister Gary Anderson herbeisehnt: „Ich würde liebend gerne gegen Gary spielen, denn es ist Zeit, etwas zurückzuzahlen“, bekundete der Branchenprimus.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort