Dale Oen: Tod eines Schwimm-Helden

Norwegens Weltmeister Dale Oen bricht beim Duschen im Höhentrainingslager zusammen. Die Ursache ist noch ungeklärt.

Oslo. Der rätselhafte Tod eines Weltmeisters im Höhentrainingslager für Olympia schreckt die Schwimm-Szene auf: Der Norweger Alexander Dale Oen brach im US-Bundesstaat Arizona beim Duschen zusammen und konnte nicht mehr gerettet werden. Der 26-jährige Oen sei einem Herzschlag erlegen, teilte der norwegische Verbandspräsident Per Rune Eknes mit. „Das ist der schlimmste Tag, den das norwegische Schwimmen je hatte.“

Die genauen Hintergründe für den plötzlichen Tod sind allerdings noch ungeklärt. Ein Polizeisprecher in Flagstaff sagte nach Angaben der Osloer Zeitung „VG“: „Die Klärung der genauen medizinischen Ursache kann einige Zeit dauern. Bis auf weiteres ist die Todesursache für uns ungeklärt.“ Es gebe keinerlei Hinweise auf Gewalt. Auch von einem möglichen Dopingmissbrauch war bisher nicht die Rede.

Mannschaftsarzt Ola Rønsen beteuerte ebenso wie andere Schwimmer, dass Oen am Trainingstag vor seinem Tod einen völlig gesunden Eindruck gemacht habe. Rønsen bestätigte der Nachrichtenagentur NTB, er sei bei der Obduktion von Oen als Vertreter der Familie anwesend gewesen. „Es wird jetzt eine Weile dauern, bis der komplette Bericht fertig ist“, sagte er.

Der Olympia-Zweite über 100 Meter Brust von 2008 hatte vergangenes Jahr in Shanghai den ersten Titel Norwegens bei einer Schwimm-WM geholt. Drei Tage nach der Ermordung von 77 Menschen durch den Rechtsradikalen Anders Behring Breivik nahm er die Goldmedaille mit Tränen in den Augen entgegen und machte seinen Landsleuten Mut: „Die Hymne, die Flagge, ich habe an alle zu Hause gedacht und dann kam alles wieder hoch. Wir müssen alle in Norwegen zusammenhalten.“ Zuvor war er mit Fragen über die Tragödie bestürmt worden und hatte trotzdem das Rennen gewonnen.

Schwimm-Kollegen drückten ihre Anteilnahme aus. Ex-Weltmeister Thomas Rupprath erklärte: „Ein Held des Schwimmsports ist von uns gegangen. Ein großer Verlust.“ Österreichs Spitzenschwimmer Markus Rogan twitterte: „Man wird sich an dich erinnern als jemand, der Norwegen an einem seiner dunkelsten Tage Hoffnung gab.“

Norwegens Ministerpräsident Jens Stoltenberg nannte Oen „einen großen Spitzensportler aus einem kleinen Land. Meine Gedanken gehen an seine Familie und seine Freunde“. Oens Trainer Stig Leganger-Hansen bezeichnete den Tod seines Sportlers als „völlig unfassbar. Er war so ein wunderbarer, warmherziger Mensch“.

Oen hatte zuletzt über Schulterschmerzen geklagt, sich aber nach Behandlung mit Cortison in den USA optimistisch gezeigt. Norwegens Team-Trainer Petter Løvberg hatte vor dem Todesfall erklärt, dass Oen ausgeprägten Ehrgeiz beim Training gezeigt habe: „Wir sehen, dass Alexander gerne ausgesprochen kräftig zur Sache gehen will. Aber wir bitten ihn, Geduld zu zeigen. Wir wollen kein Risiko eingehen.“

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