Claus Marek: „Zehnkampf ist Kopfsache“

Die deutsche Problemsportart hofft auf die WM in Berlin. Bundestrainer Claus Marek bleibt Optimist. Trotz allem.

Ratingen. Er sagt von sich selbst, dass er "emotional" ist, gar nicht "kalkulierend und berechnend". Und auch in Zeiten, in denen es der Leichtathletik in Deutschland schlecht geht, verliert der Bochumer nie seinen Optimismus. Den muss Claus Marek auch haben als Bundestrainer der Zehnkämpfer im Jahr der Weltmeisterschaften in Berlin. "Auch in schweren Zeiten ist mein Job für mich viel mehr Lust als Last", sagt der 55-Jährige.

WZ: Herr Marek, der deutschen Leichtathletik geht es nicht gut, aber immerhin ist der VfL Bochum in der Bundesliga geblieben.

Claus Marek: War spannend, oder? Ich habe den Jungens das gegönnt. Großartig.

Marek: Ich weiß noch wie heute, als die Weltmeisterschaften 1993 in Stuttgart stattfanden. Ich stand mit Siggi Wentz vor dem Stadiontor. Der Lärm der Zuschauer war ohrenbetäubend. Die Begeisterung der Menschen für unsere Sportart war wirklich grenzenlos, die minutenlangen Paul-Meier-Gesänge werde ich nicht vergessen. Ich hoffe darauf, dass es auch in Berlin so sein wird. In einer solchen Atmosphäre wie damals in Stuttgart bekommen Athleten Flügel.

Marek: Nein, aber das kann man auch nicht wirklich vergleichen. Ich kann mich noch an Olympische Spiele erinnern, wo wir chancenlos schienen und dann über uns hinausgewachsen sind. 1992 in Barcelona war Paul Meier nach dem ersten Tag in Führung, ganz Deutschland hat nur auf die Zehnkämpfer geschaut. Oder 1996 in Atlanta, als Frank Busemann einen Zehnkampf ablieferte, den ihm niemand zugetraut hatte. Wenn wir wieder erfolgreiche Athleten haben, kommt die öffentliche Beachtung und die Euphorie ganz sicher zurück. Und auch das Fernsehen wird sich wieder für uns interessieren.

Marek: Was ich für einen Skandal halte. Erst steigen sie aus. Und jetzt sind sie auf einmal wieder dabei. Aber wenn ein deutscher Weitspringer bei den Hallen-Europameisterschaften in Turin mit 8,71 Metern Europarekord springt, wie Sebastian Bayer aus Bremen, beobachtet das keine deutsche Kamera.

Marek: Seit der deutschen Vereinigung hat die deutsche Leichtathletik 30 Zehnkämpfer herausgebracht, die über 8000 Punkte erreicht haben. Ich halte das für keine schlechte Bilanz.

Marek: Zunächst einmal müssen die Athleten durch die Qualifikation beim Meeting in Götzis oder im Juni in Ratingen. Das Mehrkampf-Meeting Ratingen ist das Nadelöhr. Und Andre Niklaus ist nicht der einzige, der da durch muss. Drei Zehnkämpfer und drei Siebenkämpferinnen qualifizieren sich für Berlin. Ausnahmeregelungen wird es nicht geben.

Marek: André hat eine Entzündung am Sesambein des Vorderfußes, das zwingt ihn zu einer Pause. Er laboriert seit Jahren an dieser Verletzung, aber er bleibt das Symbol einer Gruppe, die sich auf den Weg nach Olympia 2012 in London gemacht hat, um dort Bronze, Silber oder Gold zu gewinnen.

Marek: Arthur hat mit einer langwierigen Entzündung des Schambeins zu tun. Das könnte ein Dauerproblem werden, was ich aber nicht hoffe. Bei den Untersuchungen in Stuttgart hat sich herausgestellt, dass erst das Knochenmark zur Ruhe kommen muss. Bei Michael Schrader und Pascal Behrenbruch muss man einmal abwarten. Bei Norman Müller und Jacob Minah auch.

Marek: Korrekt.

Marek: Sicher nicht. Wir haben keine herausragenden Kandidaten, aber die Tendenz geht in Richtung 8400, 8500 Punkten bei zwei bis drei Kandidaten.

Marek: Ein Zehnkampf ist Kopfsache, ein Zehnkampf ist im wesentlichen Strategie, die psychische wie physische Belastung ist hoch. Wenn ich in einer Disziplin nicht die erwartete Leistung bringe, darf ich mich davon nicht beirren lassen und muss für Ausgleich sorgen. Roman Sebrle hat das meisterhaft beherrscht. Er konnte das wie kein Zweiter. Man muss die Ruhe haben und trotzdem im entscheidenden Moment zum Killer werden können.

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