Champions League: Das Comeback des Knurrers von Kerkrade

Schalkes Trainer Huub Stevens gerät immer massiver unter Druck.

Montpellier. Eigentlich könnte es eine entspannte Lustreise für den FC Schalke 04 sein. Das milde Klima des französischen Mittelmeers bei Montpellier ist eine Wohltat. Außerdem kann der bereits für das Achtelfinale der Champions League qualifizierte Ruhrgebietsklub am Dienstag gegen den HSC Montpellier (20.45 Uhr/Sky) die Gruppe mit einem Sieg als Tabellenerster abschließen — und eine Million Euro einstreichen. Wenn da nicht diese sportliche Krise wäre, die den Verein seit mehreren Wochen plagt.

Die Stimmung um das Schalker Team hat einen Tiefpunkt erreicht. Fünf Punkte aus den sechs jüngsten Ligaspielen sind ein Grund. Ein zweiter: Trainer Huub Stevens entzieht sich derzeit wieder allen diplomatischen Grundsätzen und ist zu seiner vergessen geglaubten „Knurrer-von-Kerkrade“-Mentalität zurückgekehrt.

Dauerhaft schlechte Laune ist das Erkennungsmerkmal des Trainers. „Eigentlich wollte ich mich in den letzte Jahren nicht mehr ärgern. Jetzt muss ich es doch wieder tun“, sagte der 59-Jährige. Und eröffnete wieder einige Baustellen: Erst suchte er bei den aus seiner Sicht vorsätzlich boshaften Medien Gründe für die Misserfolgsserie und den Umstand, dass er Torhüter Lars Unnerstall aus dem Tor nehmen musste.

Dann bekam „ein kleiner Teil der Zuschauer“, die Leviten gelesen, die seiner Mannschaft gegen Mönchengladbach (1:1) ihre Unterstützung entzogen hatten. Das sich deren Schweigsamkeit allerdings gegen die Anordnung zu intensivieren Kontroll-Maßnahmen für die Stadionbesucher richtete, ignorierte der Niederländer.

Zu guter Letzt war dann auch wieder „der schlechte und seifige Rasen“ in der Schalker Arena an der Misere schuld. Den Kern der sportlichen Problematik hat offenbar die Mannschaft erfasst. „Wir spielen nur auf Konter. Das ist viel zu durchsichtig und berechenbar“, sagte Jermaine Jones unlängst. Ein Vorwurf, der seit langem schwelt und bereits für Zerrüttungen innerhalb des Teams gesorgt haben soll. Nach anfänglichen Erfolgen unter Stevens ist Stagnation eingekehrt. Horst Heldt reagiert zunehmend gereizt. „Die Aussagen sind für viele nicht akzeptabel, aber so wird er immer bleiben. Ich bin der sportlich Ranghöchste und strahle genug Ruhe aus“, sagt der Schalker Manager, der aber nur ungern repariert, was der Trainer anrichtet. Stevens ist vom Retter zum Problem geworden. Dass bereits Nachfolger wie Mike Büskens oder Armin Veh für Stevens’ am Saisonende auslaufenden Vertrag diskutiert werden, ist kein gutes Zeichen.

“ HSC Montpellier - FC Schalke, Dienstag, 20.45 Uhr/Sky

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