Bundesliga: Schalke wittert Diktatur

In Gelsenkirchen scheint die Stimmung zu kippen. Felix Magath spürt Gegenwind. Die Fans begehren auf, im Verein herrscht viel Unzufriedenheit.

Gelsenkirchen. "Unser Verein ist keine Diktatur", stand auf einem Plakat, das die Fans des FC Schalke 04 am Montagabend in die Aalener Arena gehängt hatten. Dort, wo die Schalker Profis in der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals mit 2:1 gewannen.

Der Hinweis hat seinen Grund: Der Ärger unter den Anhängern über die Absetzung von Rolf Rojek auf Schalke ist groß. Die Fans wittern einen erneuten Übergriff des allmächtigen Felix Magath, die Unruhe im Verein wird größer.

Der 55-jährige Rojek hatte seit 1988 als Fanbeauftragter des Vereins gearbeitet und war zugleich Vorsitzender des Fanklubverbandes, der rund 1500 Fanklubs zählt und auf rund 95 000 Mitglieder angewachsen ist.

Zudem gehört Rojek seit 1994 dem Schalker Aufsichtsrat an. Diese Verquickung von Ämtern ist nun passé, nachdem ihm Schalkes Pressechef Rolf Dittrich am vergangenen Donnerstag telefonisch mitteilte, er solle das Amt des Fanbeauftragten, das der Verein bezuschusst, niederlegen - und einen Nachfolger bestimmen.

Aus Sicht des Klubs handele es sich um einen Interessenkonflikt. Zudem solle der Fanbeauftragte keine Kritik in den Medien am Verein äußern. Künftig werde der Vertreter beim Verein angestellt sein.

Der Fanklubverband verschickte daraufhin eine Stellungnahme, in der er "diese Entscheidung als einen massiven und grundlosen Angriff auf die jahrzehntelang gewachsenen, homogenen, intakten und durchaus manchmal auch kritischen Strukturen der gesamten Schalker Fanszene" gedeutet wird.

Die Personalentscheidung wird unter vielen Fans als persönliches Misstrauensvotum gegenüber Rojek betrachtet - und als weitergehender Machtanspruch Magaths betrachtet.

Dem allerdings hatten die Mitglieder bereits auf der Jahresversammlung im Mai einen ersten Riegel vorgeschoben, als sie mit ihrem Votum eine Satzungsänderung verhinderten und damit dem Vorstand mehr finanziellen Spielraum ohne Zustimmung des Aufsichtsrates verweigerten.

Magath, als misstrauischer Mensch bekannt, scheint seine Schlüsse daraus zu ziehen: Er wittert eine Kampagne. "Es gibt Strömungen im Verein, die die Veränderungen nicht mittragen wollen", sagt er stets. Dabei ist der 57-Jährige unter der Prämisse angetreten, den Verein zu verändern.

Und er lässt Taten folgen. Magath hat Positionen im mittleren Management mit seinen Vertrauten besetzt, das Trainerteam und den Profikader hat er vollständig umgekrempelt. Doch das Tempo, das er anschlägt, ist enorm hoch - vielleicht zu hoch.

Hinter vorgehaltener Hand ist zu hören, dass sich die Mitarbeiter überrollt fühlen. Magath bemängelte genervt, dass sich zwar in der Mannschaft einiges getan habe, ansonsten aber "können wir jetzt anfangen. Wenn ich mich im Verein umschaue, kann ich nicht viel Veränderung erkennen".

Aufsichratschef Clemens Tönnies dürfte sich von diesen bissigen Äußerungen angesprochen gefühlt haben. Den mächtigsten Mann in Schalke, der den Trainer mit so viel Macht zur Veränderung ausgestattet hatte, setzte Magath bereits bei seinen Forderungen nach mehr Geld für Einkäufe unter Druck - und sich durch. Das Verhältnis zwischen beiden gilt mittlerweile als angespannt.

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