Weltmeister Stieglitz: „Jetzt kommt die Belohnung“

Magdeburg (dpa) - Robert Stieglitz sitzt im schwarzen Trainingsanzug im Hotelrestaurant und kratzt sich verlegen am Kopf. „Meine Börse? Die stecke ich in Immobilien“, sagt der Boxweltmeister im Supermittelgewicht geradezu entschuldigend.

Weltmeister Stieglitz: „Jetzt kommt die Belohnung“
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Stieglitz ist bodenständig, denkt an die Zukunft und an Sicherheit. Das Prassen und Lebemann-Dasein überlässt der WBO-Champion anderen. „Ferraris sind Blödsinn. Heute steht er da, morgen ist er geklaut“, meint der 32-Jährige. Samstagnacht verdient er erneut eine Stange Geld, die er in Steine investieren kann. Stieglitz verteidigt in seiner Wahlheimat Magdeburg gegen Ex-Weltmeister Arthur Abraham seinen WM-Titel. Es ist das dritte Duell der beiden. Das erste gewann Abraham, das zweite Stieglitz.

Eigentlich stehen Stieglitz als Champion 1,7 Millionen Euro von der Gesamtbörse (rund 2,3 Mio.) zu. Worauf er sich tatsächlich mit seinem Promoter Ulf Steinforth geeinigt hat, bleibt sein Geheimnis. „Ein Großteil des Geldes wird von unserem Partner Sat.1 beigesteuert“, erläutert Steinforth. „Robert ist das wert. Der Kampf ist wie ein Finale in der Champions League.“ Sein Boxer, der 46 von 49 Profikämpfen gewonnen hat, sieht es ähnlich. „Ich bin seit Jahren dabei. Jetzt kommt die Belohnung“, betont der in Jeisk am Asowschen Meer geborene Russland-Deutsche. In seiner Geburtsstadt ist er auch schon fündig geworden. „Ich habe das Haus gekauft, in dem mein Vater wohnt.“ Noch mehr investieren will er in den russischen Kurort aber nicht. „Ich bin in meiner Heimatstadt Ausländer. Deshalb ist es kompliziert, dort zu kaufen.“

Seit 2009 hat Stieglitz, der von dem einstigen deutschen Zaren-Vertrauten Baron Ludwig von Stieglitz abstammen soll, den deutschen Pass. Neun Jahre zuvor war er zu seinem Onkel nach Magdeburg übergesiedelt. „Schon als Kind habe ich mich als Deutscher gefühlt“, erklärt er. Stieglitz weiß, dass sein Rivale Abraham den größeren Namen besitzt, obwohl der gebürtige Armenier seine einstige Klasse als K.o.-Schläger längst eingebüßt hat. „Seine letzten Kämpfe waren nicht überzeugend. Vielleicht ist er zu satt geworden“, mutmaßt Stieglitz. Psychisch sei sein Rivale angeknockt, weil er seinen „Bums im Mittelgewicht“ nicht ins Supermittelgewicht mitnehmen konnte. „Arthur sagt: 'Es geht um alles'. Dann wird er eben alles verlieren.“

Neben Immobilien liebt Stieglitz vor allem Reisen. Spanien und Dubai gehören zum Pflichtprogramm. Demnächst will er nach Kuba. „Ich will dort mal einen Monat hin, mich mit Boxkollegen treffen, mit ihnen trainieren.“ Die kubanische Boxschule gilt als die beste weltweit. „Und ich will nach Neuseeland. Dort habe ich einen sehr guten Freund“, erzählt der Diplomsportlehrer, der später als Trainer arbeiten will.

Der Schützling von Trainer Dirk Dzemski wird gern als der geborene Schwiegersohntyp dargestellt, aber mitunter dringen auch andere Episoden an die Öffentlichkeit. Vor anderthalb Jahren wurde gegen Stieglitz ermittelt, weil er sich mit seinem damaligen Schwiegervater eine Schlägerei geliefert hatte. Vierkantholz und Eisenstange sollen dabei eine Rolle gespielt haben. Monate später wurden die Ermittlungen eingestellt. „Der Rosenkrieg ist vorbei“, sagt Stieglitz und meint die Scheidung von seiner Frau.

Jetzt lebt er mit einer früheren Miss Sachsen-Anhalt zusammen. Und wieder soll es - nach Berichten der Regionalpresse - eine Anzeige gegen den Boxer gegeben haben. „Da war nichts dran“, sagt Stieglitz, räumt aber ein: „Es gibt Sachen, mit denen ich nicht klarkomme. Wenn mir jemand was Böses will, kommt meine Energie raus.“ Am Samstag kann er sie zeigen, denn Abraham will ihm an den Kragen.

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