Einst größter Boxstall insolvent: Universum macht zu

Hamburg (dpa) - Die Hamburger Universum Box-Promotion ist Geschichte. Der einst größte Boxstall Europas, aus dem Stars wie die Klitschko-Brüder oder Dariusz Michalczweski hervorgingen, ist insolvent.

„Wir haben Konkursantrag beim Hamburger Amtsgericht gestellt“, sagte Chef Waldemar Kluch am Dienstag bei einer Pressekonferenz in der Hansestadt. Er habe mit Universum abgeschlossen. Kluch: „Universum ist nicht mehr zu retten.“

Der in Kasachstan geborene Deutsche hatte den Boxstall im Juli 2011 vom früheren Boxpromoter Klaus-Peter Kohl erworben, konnte seine Vorstellungen über die Entwicklung des Unternehmens aber nie umsetzen. Zuletzt waren nur noch wenige Profis verblieben. Zahlreiche Sportler wie Jürgen Brähmer, Sebastian Zbik, Jack Culcay und Alexander Dimitrenko hatten sich zuvor von Universum getrennt.

Knackpunkt ist die von Ex-Weltmeister Zbik vor Wochen beantragte Eröffnung eines Insolvenzverfahrens über das Vermögen des einstigen Erfolgsstalls. Aus dem WM-Kampf gegen Felix Sturm im April dieses Jahres war dem Mecklenburger eine Börse in Höhe von 250 000 Euro zugesichert worden. Diese behielt Kluch jedoch weitgehend ein. Zbik habe gekündigt und seinen Vertrag bis 2015 nicht erfüllt, sagte Kluch als Begründung.

„Das ist Schwachsinn, er schuldet mir noch 187 000 Euro“, sagte Zbik, der mit weiteren Gläubigern in der Lobby des Hotels wartete, wo die Pressekonferenz stattfand. „Wir warten seit April auf 170 000 Euro. Das ist existenzbedrohend für uns“, ergänzte Promoter Erol Ceylan vom Hamburger Stall EC Boxing.

In den vergangenen zehn Tagen seien „rund 20 komische Rechnungen“ eingegangen, sagte Kluch. So fordere der ungarische Ex-Weltmeister Zsolt Erdei 700 000 Euro wegen entgangener Kämpfe. Kluch präsentierte eine Rechnung einer Berliner Anwaltskanzlei über 416 500 Euro für Leistungen in der Zeit von 2007 bis 2009, in der er noch nicht für Universum zuständig war.

Die Rechte an den verbliebenen Boxern wie Denis Boizow, Dimitri Sartison, Vitali Tajbert, Ina Menzer und Rachim Tschachkijew seien auf vier Gesellschaften übergegangen, die mit Kluch zusammenarbeiten. „Die Gesellschaften gehören mir nicht. In ein bis zwei bin ich Geschäftsführer“, sagte Kluch.

Der schleichende Untergang der Universum Box-Promotion begann Ende Juli 2010, als der lukrative Vertrag mit Fernsehpartner ZDF nicht verlängert worden war. Damals sollen bis zu 20 Millionen Euro jährlich geflossen sein. Ein neuer TV-Partner wurde nie gefunden. Inzwischen läuft die von Ex-Chef Kohl beantragte Zwangsversteigerung der Universum-Trainingsstätte. Kluch schulde ihm noch 80 Prozent der Kaufsumme für Universum, sagte Kohl. Der Kaufpreis soll bei 1,5 Millionen Euro gelegen haben.

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