Arslan will's gegen Huck wissen

Donzdorf (dpa) - Die Luft in der Trainingshalle ist stickig. Firat Arslan macht jetzt Pause, vereinzelt glänzen Schweißperlen auf seiner Stirn. Er setzt sich auf die Ringkante und lässt seine Beine baumeln.

Vor dem Box-Kampf um den WBO-Titel im Cruisergewicht am 3. November gegen Champion Marco Huck gibt sich der 42-Jährige entspannt und zuversichtlich. „Ich freue mich darauf, ich bin optimistisch“, sagte Arslan am Mittwoch in Donzdorf im Landkreis Göppingen, wo sein Gym in einem Industriegebiet steht. „Das ist der größte und wichtigste Kampf in meiner Laufbahn. Ich glaube daran, Weltmeister zu werden.“

Für Arslan ist der Kampf gegen den 15 Jahre jüngeren Huck im Gerry-Weber-Stadion in Halle/Westfalen nochmal eine große Chance. 2007 hatte er sich gegen Virgil Hill den WBA-Titel im Cruisergewicht geholt - nur ein Jahr später war ihn der Außenseiter wieder los. Auch von dieser Zeit zeugen die Plakate und Zeitungsschnipsel, die der gelernte Konstruktionsmechaniker in seinem Gym hängen hat.

Kampfansagen sind nicht der Stil von Arslan, der erst mit 18 Jahren mit dem Boxen begonnen hat. Immer wieder fällt ein Wort in Richtung Huck: Respekt. Auch der im Ring unberechenbare Titelverteidiger hatte jüngst erklärt: „Ich wäre lieber nicht gegen Firat angetreten. Er ist menschlich sehr sympathisch.“

Trotz der netten Worte: Arslan will den Titel. Unbedingt. „Ich gebe alles“, verspricht der Deutsche mit türkischen Wurzeln. Damit möchte er auch Huck einen Strich durch die Rechnung machen. Denn dieser will mit seiner zehnten Titelverteidigung Superchampion werden. Damit hätte der Boxer aus dem Sauerland-Stall das Recht, seinen Titel gegen die Nummer eins der Rangliste nicht binnen neun Monaten verteidigen zu müssen, sondern innerhalb von 18.

Nur Zahlenspiele - für Arslan läuft die Vorbereitung so kurz vor dem großen Tag in Halle jedenfalls planmäßig. Seinen Trainingsumfang hat der in die Jahre gekommene Boxer sogar gesteigert - von rund 80 Sparringsrunden auf nun knapp 160. „Ich bin auf alles eingestellt“, versichert er.

Dass eine lange Vorbereitung an den Kräften eines 42-Jährigen zehren muss, räumt Arslan nicht ein. „Was will ich jammern?“, möchte er demonstrativ lächelnd von den Journalisten in dem Gym wissen und deutet auf seinen muskelbepackten Krafttrainer Ted Lackner. „Gegen ihn haben die Jungen keine Chance. Mit seinen 65 Jahren ist er mein Vorbild“, schmeichelt Arslan.

Was nach dem Fight kommt? Abschied? Rückkampf? Zumindest öffentlich macht Arslan dazu keine konkreten Angaben. Für das Duell gegen Huck jedenfalls wünscht er sich eines: ein faires Urteil im skandalumwitterten Boxsport. „Der bessere soll gewinnen“, sagt Arslan. Wieder so eine Aussage voller Achtung - und Respekt.

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