Boxen: Die zwei Gesichter der Ina Menzer

Die charmante Weltmeisterin aus Mönchengladbach verteidigt ihren Titel, weil sie im Ring flink, zäh und clever ist.

Düsseldorf. Wenn Christina Aguileras "Fighter" aus den Lautsprechern klingt, gibt Ina Menzer ihr öffentliches Ich ab. Mit dem Einlauf in die Arena verwandelt sich der betont spitzbübische Charme der Mönchengladbacherin in verströmte Eiseskälte.

Sie lächelt nicht, wie es ihre Gegnerin Esther Schouten noch tat, als die schon verloren hatte, aus Menzers wallenden Haaren werden streng an den Kopf gelegte Zöpfe. Und ihr Blick geht in eine Richtung, die sich endlos nur vor ihr aufbaut. So beginnt man, einen WM-Titel zu verteidigen.

Am Samstag ist Menzer das in Düsseldorf vor 3.500 Zuschauern im Castello dann auch wieder gelungen. Sie hat ihre zwei WM-Titel der Verbände WBC und WIBF gegen die Niederländerin Schouten nach Punkten bei sich behalten. Es war der 23.Sieg ihrer Profikarriere. Niederlagen kennt die 28-jährige Deutsch-Kasachin nicht. Und es fällt schwer zu glauben, dass sich das bald ändern könnte.

Der Kampf wurde als das "schönste Duell des Frauenboxens" verkauft, selbst nach dem Gefecht hatte keine der beiden Kontrahentinnen viel ihrer ästhetischen Erscheinung eingebüßt, obwohl es beileibe kein Schattenboxen war. Aber das spielte keine Rolle für Menzer, die sich zwei Runden einer aggressiven Gegnerin ausgesetzt sah - und dann langsam begann zu boxen, wie es ihr Trainer von ihr gewohnt war.

"Ina hat einige Körpertreffer einstecken müssen, aber darauf hat sie sich schnell eingestellt", sagte Michael Timm, der seine Anweisungen während des Kampfes bevorzugt auf russisch an die Frau brachte. "Damit Esther Schouten sie nicht verstehen konnte", sagte er lächelnd. Schouten lebt in Magdeburg und spricht deutsch.

Menzer ließ keinen Zweifel an ihrem Sieg. Je länger das Treffen der Schönen andauerte, umso mehr spielte Menzer ihre Überlegenheit aus. Die Herausforderin erhielt am Ende die Komplimente, Menzer die zwei WM-Gürtel.

Aber tatsächlich hatte sie es schon leichter gehabt. "Ich habe zwei Runden geglaubt, dass ich hier gewinne", sagte Schouten später, aber dann habe sie zu viel gewollt, während "Menzer immer fein konstant ihre Punkte gesammelt hat."

Das war die perfekte Analyse der Strategin Menzer, die gegen gute Gegnerinnen keinen Knockout-Schlag im Repertoire hat. Aber sie ist zäh, flink und clever. Was ihr noch oft reichen wird, um die nächsten Börsen einer Weltmeisterin einzuboxen.

Universum-Boss Klaus-Peter Kohl atmete auf. Im Vorkampf war ihm sein erhofft mittelfristiger Klitschko-Konkurrent Alexander Alekseev vom Argentinier Victor Emilio Ramirez verhauen worden, was dem Promoter wie dem Boxer sichtbar zugesetzt hatte.

Menzer hingegen bleibt ein Pferd im Stall, auf das man sich verlassen kann. Mit ihr hat er ein Vermarktungstalent und eine gute Boxerin. Und eine, die zwischen diesen beiden Identitäten nach Bedarf wechseln kann.

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