Knicks-Krise - Melancholie statt „Melo-Mania“

New York (dpa) - Sie wollten durchstarten, sind aber nur Durchschnitt. Die New York Knicks sind die große Enttäuschung der bisherigen Saison in der nordamerikanischen Basketball-Liga NBA.

Nur elf von 26 Spielen wurden gewonnen, das teuer zusammengekaufte Team steht als Neunter der Eastern Conference nicht einmal auf einem Playoff-Platz - Missmut mitten in Manhattan. „Ich gebe mich nicht mit einer Saison ab, in der wir mehr Spiele verlieren als gewinnen“, schimpfte Tyson Chandler.

Der Center galt eigentlich als fehlendes Teil im Meister-Puzzle. Er sollte die Defensive verstärken, während die Superstars Carmelo Anthony und Amare Stoudemire für Offensiv-Spektakel sorgen. Diese Aussicht und ein Vier-Jahres-Vertrag über fast 60 Millionen Dollar waren für den 2,16 Meter Mann lukrativer, als an der Seite von Dirk Nowitzki bei den Dallas Mavericks die Mission Titelverteidigung anzugehen. Doch für Champion Chandler war es eine Reise ins Mittelmaß.

Nach nicht einmal der Hälfte der Saison sind die Knicks vom Meisterschaftsanwärter zum Mitläufer mutiert. Zwar gelangen zuletzt drei Siege, allerdings zählen die Gegner New Jersey, Utah und Washington maximal zum Liga-Durchschnitt. Für Anthony, Stoudemire und Chandler haben die Knicks 237 Millionen Dollar ausgegeben. Sie waren dem Irrglauben verfallen, dass drei Stars zum Titelgewinn reichen würden. Chicago war mit Michael Jordan, Scottie Pippen und Dennis Rodman schließlich in den Neunzigern dreimal Meister geworden, San Antonio mit Tim Duncan, Tony Parker und Manu Ginobili im vergangenen Jahrzehnt und in Boston führten „The Big Three“ Paul Pierce, Kevin Garnett, Ray Allen die Celtics 2008 zur Championship.

Den Knicks fehlt es jedoch an Tiefe. „Wir haben einige richtig gute Spieler“, betont Trainer Mike D'Antoni, räumt aber zugleich ein: „Wir sind noch dabei, Lücken zu füllen.“ Für diese Lücken ist nicht er, sondern James Dolan verantwortlich. Der Knicks-Besitzer und Vorstandsvorsitzende der Madison Square Garden AG hatte vor einem darauf gedrängt, dass die Knicks Anthony von den Denver Nuggets in seine Heimatstadt New York holen. Er erhoffte sich durch den Superstar ein super Business - und wurde nicht enttäuscht. Es grassierte eine „Melo-Mania“ in Manhattan. Innerhalb von 72 Stunden lagen nach der Verpflichtung des Olympiasiegers 17 000 Trikots der neuen Nummer sieben in den Fanshops. In den anschließenden vier Wochen kamen 50 000 weitere hinzu.

Doch für Anthony, der im Paket mit Chauncey Billups kam, gaben die Knicks mit Raymond Felton, Danilo Gallinari, Wilson Chandler und Timofey Mozgov vier ihrer fünf Starter nach Denver ab. Ein vielversprechendes, junges Team wurde auseinandergerissen. Die erwartete Zwei-Mann-Show Anthony/Stoudemire indes findet oft gar nicht statt. Denn Anthony ist verletzungsanfällig, wirft viel, passt wenig, zeigt kaum Leidenschaft in der Defensive. Seit seinem Amtsantritt lautet die Bilanz 24:29-Siege - Melancholie, statt Melo-Mania.

Die Konkurrenz in der Mega-Metropole ist erfolgreicher. Die Giants haben den Super Bowl gewonnen, die Rangers führen die Eastern Conference der NHL an und die immer populären Baseballer von Rekordmeister Yankees starten bald in ihre Saison-Vorbereitung. In New York drehen sich die Uhren bekanntlich schneller als anderswo - für Mittelmaß ist hier kein Platz.

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