Brooklyn Nets - die neuen, coolen Kerle der NBA

New York (dpa) - Das Schild auf der Manhattan Bridge ist eindeutig. „Welcome to Brooklyn Where New York City Begins!“, steht dort. New York, so betonen sie in Brooklyn, fängt nämlich erst in ihrem Stadtteil an - und nicht, wie viele Touristen glauben, drüben in Manhattan.

So mancher im „Big Apple“ mag dies belächeln, eines ist jedoch unstrittig: Auf der Ostseite des East River hat kürzlich eine neue Ära begonnen - die der Brooklyn Nets.

Die Basketballer der New Jersey Nets sind nach Jahren der Tristesse an der New Yorker Peripherie umgezogen nach Brooklyn, ins supermoderne Barclays Center. Die Arena gilt bereits als Schmuckkästchen der Liga. Das Team soll auch bald glänzen. „Das ist für alle ein Neubeginn und darauf freuen wir uns“, sagt Deron Williams. Der zweimalige Olympiasieger sollte eigentlich von dieser Saison an das Spiel der Dallas Mavericks gestalten und Dirk Nowitzki etwas Druck von den Schultern nehmen. Doch Williams entschied sich gegen seine texanische Heimat und verlängerte bei den Nets.

Dabei macht er kein Geheimnis daraus, dass die vergangenen anderthalb Jahre für ihn „schmerzhaft waren“. Das Team schlecht, die Halle leer, die Gegenwart grau. Die Zukunft hörte sich mit dem Umzug nach Brooklyn zwar verheißungsvoll an, doch derartige Gerüchte hatte es bereits seit 2003 gegeben - und dennoch war nie etwas passiert.

Erst als im Herbst 2009 der russische Multimilliardär Michail Prochorow Mehrheitseigner wurde, kam neuer Schwung. Wunschspieler LeBron James entschied sich zwar für Miami und auch Dwight Howard sagte ab. Dennoch gelten die Nets in der Saison 2012/13 als absoluter Playoff-Kandidat - und das waren sie seit fünf Jahren nicht mehr.

Mit 82 Millionen Dollar zählt die Mannschaft zu den teuersten der Liga. Allein die Starting Five Deron Williams, Joe Johnson, Gerald Wallace, Kris Humphries und Brook Lopez kostet 72 Millionen. Der Saisonauftakt ist mit fünf Siegen aus sieben Spielen geglückt. Charles Barkley sieht die Nets bereits als „das beste Team in New York“. Und das, obwohl Stadtrivale Knicks bislang als einzige NBA-Mannschaft noch unbesiegt ist. Aber um die Knicks, betonte Williams, kümmere man sich ohnehin nicht. „Wir haben den gesamten Osten im Blick.“ Wer will schon die Nummer eins der Stadt sein, wenn er es eventuell mit den Besten der Eastern Conference aufnehmen kann?

So blass die Franchise in ihren vorangegangenen 35 NBA-Jahren war - selbst zwei Vizemeisterschaften 2002 und 2003 änderten daran nichts - so schrill könnten die Brooklyn Nets in Zukunft werden. Dafür will Jay-Z sorgen. Der 42-jährige ist Mitbesitzer des Vereins und einer der bekanntesten Rapper der Welt. In einem Armenviertel von Brooklyn geboren hat Jay-Z mittlerweile ein Vermögen von rund 450 Millionen Dollar. Und ein Ziel: die Nets zum coolsten Sport-Team zu machen.

Als der Verein ein neues, farbiges Logo präsentierte, sprach sich Jay-Z für eine schwarz-weiße-Variante aus - und setzte sich durch. Der Musik-Mogul packte mit an, als es darum ging, elf exklusive Suiten in der neuen Arena zu kreieren - jede kostet pro Jahr 550 000 Dollar. Es sei sein Traum gewesen, ein Basketball-Team nach Brooklyn zu bringen, sagt Jay-Z, der auf seinen Konzerten stets Nets-Basecaps- oder Jerseys trägt. Shawn Corey Carter, wie er mit bürgerlichem Namen heißt, gilt als der Brooklyn-Boy schlechthin.

Hier verweisen die Menschen darauf, dass sie aus Brooklyn stammen und nicht aus New York. Dieses Selbstbewusstsein haben die Marketing-Experten der Nets genutzt. Ihnen war es wichtig, klarzustellen, dass es sich beim neuen Verein zuerst um Brooklyn handelt. Der Vereinsname Nets ist zweitrangig. Ein Slogan war schnell gefunden: „Hello Brooklyn“. Sämtliche Merchandise-Produkte sind so angelegt. Und somit war es leicht, neue Fans in Brooklyn zu gewinnen.

Nets hatte hier für viele die Bedeutung von Fremden, Leuten, die von irgendwo herkommen und hier nur Basketball spielen. Brooklyn indes sorgt für Identität, Heimatgefühl, Verbundenheit und Stolz. „Wir haben ganz Brooklyn hinter uns“, sagt Kris Humphries.

Von den 122 Teams aus den vier großen nordamerikanischen Profiligen haben die meisten ihre Stadt im Namen, einige den gesamten Bundesstaat (Texas Rangers, Utah Jazz, Arizona Cardinals, New Jersey Devils) und die New England Patriots sogar eine ganze Region. Doch nur eine Mannschaft steht für ihren Stadtteil, in dem sie zu Hause ist - die Brooklyn Nets. Echt cool.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort