System Trinchieri greift: Bamberg demütigt die Bayern

Bamberg (dpa) - Bambergs neuer Geschäftsführer Rolf Beyer wusste es schon vor der Saison. „Allein unser Trainer wird das Eintrittsgeld wert sein“, hatte Beyer bei der traditionellen Saisoneröffnung der Basketball-Bundesliga Ende September gesagt.

System Trinchieri greift: Bamberg demütigt die Bayern
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Damals standen die Brose Baskets vor einem Start ins Ungewisse, nach dem Ende der Ära von Coach Chris Fleming und Manager Wolfgang Heyder hatten die neuen Macher den fränkischen Erfolgsclub komplett umgekrempelt. Die Hoffnungen ruhten vor allem auf dem neuen Trainer Andrea Trinchieri - und der italienische Starcoach hat die Erwartungen bislang absolut erfüllt.

Sein bisheriges Meisterstück legte Trinchieri am Sonntag ab. Nichts schmeckt in Bamberg süßer als ein Sieg gegen den Südrivalen Bayern München, den sie im Frankenland noch immer als schnöseligen Emporkömmling betrachten. Umso größer war nach dem in der Höhe nicht zu erwartenden 80:63 der Jubel in Freak City, wo seit Jahren die heißblütigsten Fans der Liga zu Hause sind. „Wir haben heute unser bestes Spiel gezeigt“, sagte Neuzugang Joshua Duncan, mit 22 Punkten und neun Rebounds neben Point Guard Bradley Wanamaker überragender Akteur bei den Gastgebern bei „beko-bbl.tv“.

Für die Bamberger war es bereits der siebte Liga-Sieg in Serie. Während die Bayern derzeit ein erschreckend lebloses Bild abgeben, haben sich die Brose Baskets endgültig zum Verfolger Nummer eins von Tabellenführer ALBA Berlin aufgeschwungen. Was vor allem auch ein Verdienst von Trinchieri ist.

Der Italiener sorgt mit seiner heißblütigen Art nicht nur für beste Unterhaltung am Spielfeldrand. Dem 47-Jährigen ist es auch schneller als erwartet gelungen, das nach dem Umbruch im Sommer völlig neu zusammengestellte Team zu eine Einheit zu formen. Nach dem Kantersieg gegen ALBA am zweiten Weihnachtstag, bei dem die Brose Baskets den Berlinern die bislang einzige Niederlage in der Liga zugefügt hatten, war der Erfolg gegen die Bayern nun der nächste Beweis, das Bamberg zu den ganz heißen Titelkandidaten zählt.

Trinchieri sind die Lobeshymnen aber gar nicht recht. „Der Sieg ändert nichts an der Ausgangslage“, sagte der Bamberger Trainer. „Wir sind immer noch der Herausforderer, München das Team, das es zu schlagen gilt.“

Doch daran gibt es immer mehr Zweifel. Vor allem in der zweiten Halbzeit zeigten die Münchner in Bamberg eine phasenweise desolate Leistung, nach der bereits vierten Saisonniederlage wächst auch der Druck auf Coach Svetislav Pesic. Der Serbe, dessen Vertrag am Saisonende aufläuft, machte seinem Unmut in den vergangenen Wochen erstaunlich häufig Luft. „Wir haben nur zwölf Minuten so gespielt, wie wir auftreten wollten“, kritisierte Pesic sein Team.

Wie für die Bamberger steht an diesem Mittwoch auch für die Bayern der Zwischenrundenauftakt im Eurocup an. „Nachdem wir mit dem Aus in der Euroleague unser erstes Saisonziel verpasst haben, gehen wir nun extramotiviert in diesen Wettbewerb“, kündigte Nationalspieler Heiko Schaffartzik zwar an. Aber in der Verfassung vom Sonntag dürfte es selbst gegen den französischen Vertreter JDA Dijon schwer werden. Die Bamberger reisen dagegen voller Zuversicht zu Olimpija Ljubljana, ehe es eine Woche später erneut zum Duell Bamberg gegen Bayern kommt.

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