Clubs gegen Spielplanreform: Rasen zwei Züge aufeinander

Oldenburg (dpa) - Im Streit um die internationale Spielplanreform im Basketball suchen die deutschen Clubs einen Ausweg aus der Misere.

Clubs gegen Spielplanreform: Rasen zwei Züge aufeinander
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Der Weltverband FIBA will von 2017 an die Zeiträume für Länderspiele ausweiten, bei einer AG-Sitzung der Basketball-Bundesliga vor dem Pokal-Finale in Oldenburg wollen die Clubs am Wochenende mögliche Gegenvorschläge erörtern. Im Raum steht dabei auch ein möglicher Boykott. Die wichtigsten Fragen:

Was soll sich genau ändern?

Bislang finden Pflicht-Länderspiele ausschließlich im Spätsommer statt, wenn der Ligenbetrieb in Europa und auch in der NBA pausiert. Bereits Ende 2012 hat der Weltverband FIBA beschlossen, dass von November 2017 an die Nationalmannschaften in vier rund zweiwöchigen Zeitfenstern aktiv sein sollen.

Was verspricht sich der Weltverband davon?

Durch kontinuierliche Pflicht-Heimspiele sollen sich bessere Vermarktungschancen und höhere Sponsoringeinnahmen ergeben. Als „Lokomotive des Basketballs“ (FIBA-Generalsekretär Patrick Baumann) soll die Rolle der Nationalmannschaften gestärkt werden.

Warum stören sich die Clubs an dem Beschluss?

Im November und Februar sind die Vereine derzeit sowohl in Liga als auch Europapokal aktiv, wegen des Juni-Termins müssten die Bundesliga vermutlich früher aufhören. Zudem ist noch ein Zeitfenster im September vorgesehen, der aktuellen Vorbereitungsphase für die Clubs. Ein Entgegenkommen des Weltverbands in der Streitfrage erkennen diese nicht. „Mein Eindruck ist, dass man Partizipation eher simuliert und in Wirklichkeit den Hammer von ganz oben fallen lässt“, sagt Jan Pommer, Geschäftsführer der Basketball-Bundesliga. Die Clubs betonen, dass sie die Spieler bezahlen, das Verletzungsrisiko tragen und Verträge mit Sponsoren und Hallenbetreibern betroffen wären.

Was soll am Wochenende geschehen?

Die deutschen Clubs wollen konkrete Gegenvorschläge diskutieren und womöglich beschließen. „Wir müssen sehr dringend die Position der Ablehnung konturieren. Wir wollen uns das Mandat holen, um dem entsprechend kraftvoll entgegenzutreten“, betont Pommer.

Ist ein Abstellungsboykott denkbar?

Zumindest die nordamerikanische NBA wird ihre Nationalspieler während der Saison nicht zur Verfügung stellen. Man müsse einen Boykott „sicherlich auch ins Kalkül ziehen“, erklärte BBL-Geschäftsführer Pommer. „Ich drohe damit aber ausdrücklich nicht.“ Euroleague-Chef Jordi Bertomeu beklagte bereits ein drohendes Ungleichgewicht: „Sie werden die europäischen Spieler sanktionieren, aber nicht die NBA-Spieler, das ist unfair.“

Wie geht es weiter?

Zuletzt debattierte die BBL das Thema mit dem Deutschen Basketball-Bund - ein bis 2022 geschlossener Grundlagenvertrag regelt bislang unter anderem die Länderspiel-Abstellungen. „Der nächste Schritt muss sein, dass wir ein hochrangiges Gespräch auf europäischer Ebene führen“, sagt Pommer. Das Thema wird den Basketball noch lange beschäftigen. „Da rasen zwei Züge aufeinander zu“, erklärt ALBA Berlins Geschäftsführer Marco Baldi die Situation. Die Frage wird sein, wer zuerst bremst.

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