Bamberger Erfolgsstory hat ein Ende

Bamberg (dpa) - Nach vier Jahren fränkischer Dominanz ist eine der beeindruckendsten Erfolgsstorys im deutschen Basketball zu Ende - statt den fast schon zur Gewohnheit gewordenen Titelpartys steht bei den Brose Baskets Bamberg nun ein gewaltiger Umbruch an.

Bamberger Erfolgsstory hat ein Ende
Foto: dpa

Das 75:83 (35:39) bei den Artland Dragons besiegelte nicht nur das überraschende Aus des Titelverteidigers im Playoff-Viertelfinale, sondern auch die Zusammenarbeit einiger prägender Spieler der jüngeren Bundesliga-Vergangenheit. Anton Gavel, John Goldsberry, Casey Jacobsen und Co.: Nach dem ersten titellosen Jahr seit 2009 müssen sich die Baskets im Sommer neue Leistungsträger suchen.

„Ich hätte gerne gesehen, dass die Jungs ihre gemeinsame Zeit mit einem Titel beenden können“, sagte Coach Chris Fleming in Quakenbrück nach der entscheidenden dritten Niederlage in der Best-of-Five-Serie, sichtlich traurig und konsterniert. „Die hätten das absolut verdient. Es ist schade, dass wir das nicht hinbekommen haben.“

Als Fleming in den dunklen Katakomben der Artland-Arena die erste Aufarbeitung der Enttäuschung betrieb, war Wolfgang Heyder längst nicht mehr da - der Baskets-Geschäftsführer hatte sich schon vor der Schlusssirene aus der Halle verabschiedet. Er muss nun ein neues Team formen, auf das Erfolgsquartett der vergangenen vier Jahre kann er nicht mehr bauen. Coach Fleming zählte auf: Goldsberry, der beim Saisonabschluss verabschiedet wird, beende seine Karriere, Jacobsen womöglich auch. Auch mit einem Weggang von Gavel rechnet der Trainer, und Karsten Taddas Zeit ist seiner Ansicht nach wohl ebenfalls vorbei.

Wie es mit dem Trainer selbst weitergeht, scheint offen, obwohl er noch einen Vertrag bis 2016 hat. „Ich habe die komplette Absicht, den zu erfüllen“, betonte Fleming am Sonntagabend energisch, wusste aber auch: „Die Entscheidung treffen andere.“

Heyder, der „das gesamte Personal auf den Prüfstand stellen“ wird, sprach sich für den Trainer aus - betonte aber ebenfalls, dass diese Entscheidung die Vereinsführung zu treffen habe. „Er und sein Team sollten die Chance kriegen, einen Neuaufbau zu gestalten“, sagte der Manager. Fleming und Co. hätten einen guten Job gemacht und in diesem Jahr sogar „härter gearbeitet als je zuvor“. Der Aufsichtsrat erklärte in einer Stellungnahme, dass man sich mit den Ursachen befassen werde, warum alle sportlichen Ziele verpasst wurden. Dann würden „alle notwendigen Entscheidungen“ getroffen, „um die Brose Baskets wieder an die Spitze des deutschen Basketballs zu führen.“

Was die Trainer nicht schafften, war die Neuzugänge mit Erfolg zu integrieren und aus den Erfahrenen das Maximum herauszuholen. Mit der Souveränität, die den fast unschlagbaren Bambergern von 2010 bis 2013 vier Meisterschaften und drei Pokalsiege beschert hatte, war es vorbei. „Wir sind nie als Mannschaft zusammengewachsen, wie das in den letzten Jahren der Fall war“, erkannte Manager Heyder.

„Wie sagt man auf deutsch: Man muss die Kurve kriegen. Wir waren immer kurz davor, sehr nah dran, haben es aber nicht geschafft“, fand der US-Coach, dessen Schützlinge in den entscheidenden Momenten immer wieder versagten. „Wir haben es letzten Endes nicht verdient.“

Wortlos waren fast alle Bamberger nach der Niederlage am Sonntagabend aus der Halle geflüchtet - nur Gavel stellte sich den Journalisten. „Ich muss die Verantwortung übernehmen“, räumte der 29-Jährige nach einer schwachen Performance ein, „diese Serie geht auf meine Kappe. Ich war nicht der Leader der Mannschaft, wie ich es hätte sein müssen.“ Dann verabschiedete sich Gavel - womöglich für immer.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort