Historischer Sieg Baseball: Cubs überwinden den Fluch der Ziege

Erstmals seit 1908 gewinnen die Chicago Cubs die Meisterschaft in der US-Profiliga MLB — ein historischer Triumph.

Hat etwas gedauert, jetzt dürfen die Chicago Cubs wieder feiern.

Hat etwas gedauert, jetzt dürfen die Chicago Cubs wieder feiern.

Foto: David Maxwell

Chicago.Sport ist in den USA stets mit unzähligen Statistiken verbunden — und mit beinahe ebenso vielen lustigen sowie traurigen Anekdoten. Noch stärker als im Basketball oder American Football gilt dies für den Nationalsport Baseball. Die Geschichte des siebten Spiels der World Series 2016, der Finalserie der US-Profiliga MLB, dürfte einen Großteil der Baseball-Historie in den Schatten stellen, bietet sie doch genügend Stoff für einen Hollywood-Streifen von epischem Ausmaß. Zum einen ist dies dem Spielverlauf an sich geschuldet, zum anderen der Tatsache, was mit dem 8:7 im alles entscheidenden Duell vom Mittwochabend verbunden ist.

Zum ersten Mal seit 1908 haben sich die Chicago Cubs zum „Weltmeister“ gekürt. Damals hatten die USA erst 46 Staaten, Theodore Roosevelt war der Präsident und Brot wurde noch nicht geschnitten verkauft. Mit diesem für die USA typisch unbescheidenen Titel „World Champions“ hatten sich auch die unterlegenen Cleveland Indians seit 1948 nicht mehr schmücken dürfen, doch am Ende jubelte das Team, das bereits in der Hauptrunde mit 103 Siegen aus 162 Spielen das Maß aller Dinge war. Die Schlagzeile dieses denkwürdigen Abends in Cleveland drehte sich aber nicht allein um den historischen Triumph der „liebenswerten Verlierer“ („Lovable Losers“), wie die Cubs oft genannt wurden. Ein Satz, der immer wieder fiel, war: „Der Fluch der Ziege ist gebrochen.“

So feierten die Cubs den historischen Sieg
21 Bilder

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1945 hatte sich das Team letztmals bis in die World Series vorgespielt. In der „Best-of-seven“-Serie führten die Cubs mit 2:1 gegen Detroit. Vor dem vierten Spiel im heimischen Wrigley Field verweigerte der damalige Teambesitzer P.K. Wrigley dem Tavernenbesitzer William „Billy Goat“ Sianis das Mitbringen seiner Ziege ins Stadion. „Die Cubs werden nie mehr gewinnen. Die Cubs werden die World Series so lange nicht gewinnen, wie die Ziege im Wrigley Field keinen Zutritt erhält“, sagte Sianis und behielt 71 Jahre lang Recht.

Seither wähnten die Anhänger der Blau-Weißen ihren Club mit einem Fluch belegt. Vor 13 Jahren schien sich das Schicksal einmal mehr gegen sie gewendet zu haben, als ein eigener Fan in der Halbfinalserie gegen die Florida Marlins an der Spielfeldbegrenzung einen Foulball fangen wollte und einen Cubs-Spieler behinderte, der dadurch ein wichtiges „Aus“ verpasste. Die Marlins drehten sie Serie, der Fluch ging weiter.

Gegen die Indians lag Chicago bereits mit 1:3-Siegen hinten, kämpfte sich wieder zurück. In Spiel sieben schien das Ziel dann so nahe und war plötzlich wieder weit entfernt. Mit 5:1 und 6:3 führten die Cubs, als Pitcher (Werfer) Aroldis Chapman, normalerweise der Spezialist für die letzten Innings (Spielabschnitte), in kurzer Zeit zwei Treffer zuließ und Cleveland zum 6:6-Ausgleich kam. Als wäre nicht bereits genug Dramatik im Spiel, gab es nach dem neunten Inning erst eine Regenunterbrechung und dann das erste Extra-Inning.

Doch das junge Team um die Stars Kris Bryant, Javier Baez und Anthony Rizzo behielt in der Verlängerung die Nerven. Ben Zobrist brachte seine Farben mit einem „Double“ wieder in Führung, am Ende sorgte Pitcher Mike Montgomery dafür, dass der Vorsprung hält. „In der Regenunterbrechung haben wir uns noch mal zusammengerauft“, erklärte Anthony Rizzo, der sich den Ball des finalen, entscheidenden „Aus“ schnell in die Hosentasche gesteckt hatte. „Es ist passiert, es ist endlich passiert. Das ist für dich Chicago“, jubelte der First Baseman der Cubs.

Und plötzlich wirkte es, als wäre der Geist von William Sianis mit einem Male für immer verschwunden. „Billy Goat“ muss gewusst haben, dass es endgültig an der Zeit war, zu gehen. Ihm hätte Spiel sieben gefallen.

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