Bach erwägt Kandidatur für IOC-Präsidentenamt

Berlin (dpa) - IOC-Vizepräsident Thomas Bach hat erstmals die Deckung verlassen und eine Kandidatur auf das wichtigste Amt im Weltsport in Aussicht gestellt.

Der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) beschäftigt sich bereits „ein gutes Jahr“ mit dem Gedanken, sich 2013 möglicherweise um die Nachfolge des dann ausscheidenden IOC-Präsidenten Jacques Rogge zu bewerben, verriet er in einem Interview des Südwestrundfunks. IOC-Mitglieder seien an ihn herangetreten und hätten ihn gefragt. „Da habe ich dann begonnen, mich mit dieser Frage auseinanderzusetzen, vor allen Dingen auch zu überlegen, ob man sich das selbst zutraut“, sagte Bach. Allerdings seien noch nicht alle Überlegungen abgeschlossen.

„Es ist eine Ehre, von Kollegen angesprochen zu werden. Es ist eine Ehre, für wählbar gehalten zu werden, und das ist die eine Seite. Und auf der anderen Seite ist die Loyalität zu meinem Präsidenten Jacques Rogge, der noch zehn Monate im Amt ist und den ich unterstützen will“, sagte der 58 Jahre alte DOSB-Präsident . Eine Entscheidung werde nicht fallen „ohne ein Gespräch mit Jacques Rogge“. Am 10. September 2013 wählt die Vollversammlung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) in Buenos Aires den Nachfolger des Belgiers.

Eine eindeutige Absichtserklärung hat bisher noch keiner der gehandelten Kandidaten öffentlich abgegeben - auch der deutsche IOC-Vize Thomas Bach hält sich mit einer unmissverständlichen Aussage zu seinen sportpolitischen Ambitionen auf internationaler Ebene weiter zurück. Dabei ist der Wirtschaftsanwalt aus Tauberbischofsheim als einflussreiches Mitglied der IOC-Exekutive, als Vorsitzender der Juristischen Kommission und in einer Reihe anderer Gremien ein unentbehrlicher Zuarbeiter für Rogge.

Der Banker Richard Carrion, als Vorsitzender der Finanzkommission und Geldbeschaffer neben Rogge einer der wichtigsten Männer im IOC, wählte ähnliche Worte. „Ich habe viel darüber nachgedacht“, hatte der Puertoricaner am Rande der London-Spiele erklärt. „Wir haben bis Juni Zeit, die Kandidatur bekanntzugeben.“ Auch der Asiate Ser Miang Ng, wie Bach und Carrion IOC-Regierungsmitglied, hatte vor einigen Monaten gesagt, er denke über eine Bewerbung nach.

Die marokkanische IOC-Vizepräsidentin Nawal El Moutawakel meinte zu ihren Plänen: „Warum nicht? Unsere Verfassung ist offen. Ich habe es noch nicht entschieden. Es gibt eine lange Liste von Anwärtern, aber es könnte sein.“

René Fasel, Präsident des Eishockey-Weltverbandes und der Vereinigung der olympischen Wintersportverbände, und der ukrainische Stabhochsprung-Weltrekordler Sergej Bubka versteckten ihre präsidialen Überlegungen hinter ähnlich verklausulierten Formulierungen. Ein zu frühes Outing könnte hinderlich sein, positioniert haben sich alle jedoch längst. Beim IOC-Hauptquartier in Lausanne wird erst im März oder April 2013 mit konkreten Kandidaturen gerechnet.

Bach hat nahezu alle Rollen im IOC schon erfolgreich gespielt und dabei die vielschichtigen Facetten der olympischen Bewegung kennengelernt. Der Goldmedaillengewinner von Montreal mit der Florett-Mannschaft ist seit 1991 Mitglied im IOC, sitzt seit 1996 in der Exekutive und hat sich längst ein gut funktionierendes Netzwerk aufgebaut. In zahlreichen Grundsatzreden hat er sich als Vertreter der traditionellen olympischen Werte offenbart. Sein Aufstieg an die Spitze könnte im IOC auch einen verstärkten Widerstand gegen die Verführungskraft des Geldes mit sich bringen. Nur sagen will er das alles nicht.

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