Ausflug in Uli Hoeneß’ Welt

Der Bayern-Präsident und Manfred Breuckmann unterhalten sich in Düsseldorf über Fußball. Und Würstchen. Ein Ortstermin.

Düsseldorf. Der Raum ist voller Zuhörer, aber sein Kopf noch gar nicht rot. Uli Hoeneß wirkt gelassen. Im Amt des Bayern-Präsidenten angekommen, „auch wenn das gebraucht hat“, wie er zugibt. 60 zusätzliche freie Tage habe er nun, sagt er. Weil er als Manager immer dabei war, wenn die Bayern auf Reisen waren.

Dafür sitzt er jetzt im Aufsichtsrat eines Versicherungskonzerns, ist Chef des Kuratoriums der Dominik-Brunner-Stiftung, beschafft Geld für die Basketballer des FC Bayern und protegiert die Amateur-Fußballer. Und eigentlich — das wird in diesem Fußball-Talk mit dem Radio-Journalisten Manfred Breuckmann in Düsseldorf deutlich — hat Hoeneß eben doch nichts von seinem ihm eigenen Feuer verloren, das ihn als Speerspitze des Rekordmeisters ausgemacht hat.

Er wird geliebt oder gehasst, dazwischen ist kein Raum. So hat er auch am Image des Klubs gearbeitet: „Mir sind die Fans am liebsten, die uns lieben. Am zweitliebsten sind mir die, die den FC Bayern hassen“, sagt er. Schwarz oder weiß. „Grau ist gefährlich“, sagt Hoeneß. Weil denen der „Verein egal ist“.

Hoeneß ist weit oben. Früher, als junger Manager, habe er „mit Ellenbogen gearbeitet“. Aber „je größer du wirst, desto sozialer musst du sein“, findet er. Und nennt die Beweise: 15 bis 20 Vereine habe der FC Bayern schon vor dem Ruin gerettet, im Mai oder Dezember jettet das Team nach Japan zu einem Benefizspiel für die Erdbeben-Opfer. „Kostenlos, wir zahlen alles.“ Er will etwas zurückgeben, sagt er. Und gibt der Bundesliga an diesem Abend ein Stück des kampflustigen Managers zurück. Der Meinungsspalter Hoeneß.

Dass sein Intimfeind Christoph Daum vom „konservativen“ Heribert Bruchhagen nach Frankfurt geholt wurde, kann er nicht fassen. „Da muss irgendein Pulver im Kaffee der Bundesliga sein. Auch bei Heribert.“

Den Wechsel von Jupp Heynckes zum FC Bayern findet er hingegen „seriös wie kein anderer in diesen Tagen“. Und über Louis van Gaal spricht er nicht mehr gern. „Ich habe keine Lust mehr, mich noch einmal mit Louis anzulegen.“ Zwei, dreimal habe er versucht, den Niederländer „auf unsere freundschaftliche Linie zu bringen“. Vergeblich.

Jetzt kommt „Freund“ Heynckes. „Er hat die Chance, seine Karriere mit einem Glanzlicht zu beenden“, glaubt Hoeneß. Und bequemer, findet Breuckmann, sei es auch mit Heynckes. „Der Jupp wird sich von uns nichts sagen lassen“, erwidert der Präsident. Dass van Gaal genau daran gescheitert ist, sagt er nicht. Das passt nicht in Hoeneß’ Welt. Nicht jetzt, wo die Freunde bald beisammen sind. Und die nächste lästige Krise noch fern ist.

Krisen gibt es genug. Die Saison läuft schlecht, Hoeneß zittert. Um die Champions League. Er ist „Dortmund-Fan“, am Samstag, weil sie gegen Hannover 96 spielen, gegen Bayerns Konkurrenten. Trotzdem zweifelt er am BVB-Titel. „Wenn ich in gelben Unterhosen ins Bett ginge, würde ich jetzt leicht schlecht schlafen.“

Und was wird aus Miroslav Klose? Verdient das unglaubliche Gehalt eines Stammspielers, sagt Hoeneß, und wird „davon abrücken müssen. Ich könnte mir vorstellen, dass er das nicht will. Und dann hätte er ausreichend Optionen für Veränderungen“, sagt Hoeneß, und sagt damit eigentlich: Klose wird den FC Bayern am Ende dieser Saison verlassen.

Von Sentimentalitäten hat er sich verabschiedet, ob es um van Bommel, van Gaal oder Klose geht. Die von ihm viel proklamierte Bayern-Familie ist offenbar auch nicht mehr als ein Durchgangslager von Profis, die kommen, wenn sie Erfolg versprechen und gehen, wenn das Gegenteil der Fall ist.

Die Würstchen aus seiner florierenden Wurstfabrik HoWe in Nürnberg scheinen perfekt. Der Laden brummt, Aldi ist Kunde, für McDonald’s hat Hoeneß den „Nürnburger“ erfunden. Und das Fleisch kauft er aus der Fabrik von Schalke-Präsident Clemens Tönnies. „Seit Januar besonders viel“, sagt er. Denn Tönnies braucht das Geld. Das sagt er nicht. Meint er aber. Und das Publikum hat seinen Spaß. An Hoeneß’ Welt.

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