Auf ins Halbfinale? - DVV-Team plant nächsten Coup

Danzig (dpa) - Auf den silbernen Spuren der deutschen Volleyballerinnen wollen sich auch die DVV-Männer von ihrer Euphoriewelle mindestens bis ins EM-Halbfinale tragen lassen.

Mit einem Sieg am Mittwoch in Danzig gegen die unbequemen Bulgaren - schon in der Gruppenphase deutscher Kontrahent und am Dienstagabend überraschend Bezwinger von Co-Gastgeber Polen im Achtelfinale - würde die Mannschaft von Bundestrainer Vital Heynen zum dritten Mal seit der Vereinigung in die Vorschlussrunde einziehen und ihren imposanten Höhenflug bei dem Turnier in Dänemark und Polen fortsetzen.

„Vor der EM hatten wir gehofft, nur irgendwie den Sonntag zu überleben“, sagte der Belgier der Nachrichtenagentur dpa und untermauerte den Siegeswillen seiner jungen Truppe. „Wenn du dann aber mittendrin bist, willst du auch jedes Spiel gewinnen.“

Fast schon unerbittlich präsentiert sich der Olympia-Fünfte von London in diesem bislang so traumhaft verlaufenen Wettbewerb. Diagonalangreifer Georg Grozer & Co. geben keinen Ball verloren, bewahren auch bei Rückständen die Nerven und leben auf dem Parkett das von Heynen propagierte Zusammengehörigkeitsgefühl.

Eines der kleinen Geheimnisse des Erfolgs ist aber auch die etwas unorthodoxe Taktik. „Das was wir machen, ist sicher eine Überraschung. Wir gehen nicht so viel Risiko bei Aufschlag und Angriff“, beschreibt Heynen den quasi erzwungenen Strukturwandel im deutschen Spiel, da Grozer nach seiner langen Pause die Offensive noch nicht zur „One Man Show“ gestalten kann und der zweite Diagonalangreifer Jochen Schöps wegen einer Bauchmuskelverletzung wohl erst im EM-Viertelfinale in den Kader zurückkehren kann.

Nach EM-Silber der Frauen vor nicht einmal zwei Wochen hatten beim DVV wohl nur die größten Optimisten den Männern so starke Auftritte zugetraut. Zu groß war der personelle Umbruch nach Olympia 2012, als sich mehrere Spieler wie etwa Kapitän Björn Andrae für eine Auszeit entschieden. Zu große Fragezeichen standen vor allem kurz vor EM-Beginn hinter dem Leistungsvermögen von Leitfigur Grozer, der den Sommer zu einer bitter nötigen Schulteroperation nutzte.

Was Heynens Schützlinge aber bei ihren drei Siegen in Serie boten, entzückt natürlich auch DVV-Boss Thomas Krohne. „Die Frauen haben ein breites Publikum fasziniert, die Männer sorgen jetzt für eine Überraschung nach der anderen. Ich habe insgeheim erhofft, dass der Hype der Frauen-EM anhält“, sagte Krohne. Die Euphorie derzeit sei „eine außerordentlich positive und tolle Erfahrung“.

Zwei Jahre nach der Blamage von Tschechien, als die deutschen Schmetterkünstler unter Heynens Vorgänger Raúl Lozano nur 15. und damit Vorletzter wurden, hat die DVV-Männer die Lust am Erfolg gepackt. „Man hat vielleicht schon das Halbfinale ein wenig vor Augen, aber das Viertelfinale ist die schwerste Hürde dorthin. Dort müssen wir, wie schon im ganzen Turnier, von Anfang an konzentriert sein“, forderte Kapitän Schöps. Und Heynen erinnerte seine Mannschaft an dieses erkämpfte Privileg: „Das Viertelfinale wird unglaublich schwer, aber für solche Partien spielst du, da hast du den Spaß.“

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