„Angst der Spieler“: Wasserball-Bundestrainer vor Aus

Berlin (dpa) - Ein lang schwelender Konflikt zwischen den Wasserball-Nationalspielern und Bundestrainer Nebojsa Novoselac ist eskaliert.

„Angst der Spieler“: Wasserball-Bundestrainer vor Aus
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Das Team hat sich in einem gemeinsamen Brief an Verbandspräsidentin Christa Thiel schon im Dezember gegen den Serben ausgesprochen und damit wohl das vorzeitige Ende der Amtszeit von Novoselac eingeleitet. Der 40-Jährige fehlte danach bei einem Lehrgang mit dem kanadischen Team in dieser Woche in Hannover. Offizielle DSV-Begründung: Novoselac baue seine vielen Überstunden ab.

„Wir haben für diese Maßnahme die Entscheidung so getroffen. Nach weiteren Gesprächen werden wir beraten, wie wir weiter vorgehen. Das Thema liegt tiefer“, sagte Thiel der Deutschen Presse-Agentur. Es gebe derzeit einen „intensiven Austausch“ zwischen dem Deutschen Schwimm-Verband und allen Beteiligten. „Wir versuchen in naher Zukunft zu einer Entscheidung zu kommen und wollen alle Möglichkeiten ausschöpfen“, sagte Leistungssportdirektor Lutz Buschkow. Innerhalb des Verbandes wird die Kompetenz des Bundestrainers weiter hoch geschätzt.

Novoselac, dessen Vertrag bis nach den Olympischen Spielen 2016 läuft, war nicht erreichbar. Kapitän Moritz Oeler wollte sich nicht äußern. Nachdem Novoselac den Bundesliga-Vereinen wiederholt unzureichendes Training vorgehalten hatte, genießt er dort schon länger keine große Wertschätzung mehr. Ein am Dienstag anberaumtes Treffen zwischen Vereinen mit Nationalspielern und DSV-Fachsparte wurde wegen Erkrankung des neu gewählten Fachspartenvorsitzenden Hans-Jörg Barth wurde auf das Wochenende verschoben.

„Die Mannschaft hat sich eindeutig geäußert. Mit dieser Situation müssen wir jetzt umgehen“, sagte Barth und will danach mit einer konsensfähigen Lösung auf die DSV-Führung zugehen.

Die Fachkompetenz von Novoselac ist unbestritten, schließlich wurde er 2005 als Spieler mit Serbien Weltmeister und holte 2004 und 2008 Olympia-Medaillen. Daher galt er als natürlicher Nachfolger des langjährigen Bundestrainers Hagen Stamm. Schon als Vereinstrainer des Serienmeisters Spandau 04 aber galt Novoselac wegen seines unbändigen Ehrgeizes und daraus resultierender Umgangsformen als menschlich mitunter schwierig.

„Die Angst der Spieler war teils sehr groß. Wenn jemand den Mund aufmachte, bekam er das gleich zu spüren“, berichtete ein Teilnehmer aus dem Innenleben des Teams. Teambuilding-Maßnahmen konnten das Verhältnis nicht bessern, hinzugezogene Psychologen sahen aber den Serben nicht als alleiniges Problem an.

Seit Amtsantritt 2012 lagen Novoselac und das Nationalteam oft über Kreuz. Das wirkte sich von Beginn an auf die Leistung aus. Nach einer schwachen WM 2013 war im vergangenen Jahr der Tiefpunkt erreicht: Deutschland wurde nur EM-Neunter und verpasste damit die WM-Qualifikation. Um ein Ticket für Olympia wird im Februar 2016 gekämpft.

„Er war immer ein toller Co-Trainer. Das tut mir alles sehr leid, er hat das menschlich nicht verdient“, sagte Amtsvorgänger Hagen Stamm. Der Präsident des Serienmeisters Spandau 04 betonte, dass die Vorwürfe nicht nur von Berliner Spielern erhoben würden.

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