1. FC Köln geht gegen Fans vor

Funde während einer Razzia bei den Ultras des Vereins haben das Fass zum Überlaufen gebracht.

Köln. Rauschgift, Gasrevolver, Sprengstoff, Schlagwerkzeuge, Vermummungsgegenstände und Pyrotechnik — die Funde der Polizei bei einer Razzia im Vereinsheim der Ultra-Gruppierung „Wilde Horde 1996“ am Donnerstagmorgen hatten es in sich. Auch die Wohnsitze von 21 mutmaßlichen Mitgliedern wurden unter die Lupe genommen. Wie die Polizei Köln mitteilte, suchten Staatsanwaltschaft und Polizei nach Beweismitteln zum Bus-Angriff vor zehn Tagen. Dabei waren Gladbacher Anhänger auf der A 3 in ihrem Bus von Anhängern des 1. FC Köln zunächst bedrängt und schließlich auf der Autobahn-Raststätte Siegburg-Ost angegriffen worden.

Insgesamt 19 Verdächtige nahm die Polizei am Donnerstag mit auf das Präsidium und ließ sie anschließend wieder frei. Handys und Computer der Personen wurden beschlagnahmt. Darunter sollen sieben Personen sein, die eine Funktion bei der „Wilden Horde“ haben. Grund genug für den 1. FC Köln, sich von dieser Gruppe deutlich zu distanzieren und ihr am Donnerstag „den Status des offiziellen Fan-Clubs des 1. FC Köln zu entziehen“, wie Claus Horstmann, Vorsitzender der Geschäftsführung des FC, sagte. Die verantwortlichen staatlichen Organe sollten aus Sicht des Bundesligavereins zudem ernsthaft prüfen, ob ein Verbotsverfahren nach dem Vereinsrecht eingeleitet werden kann.

„Gegen die neuen Tatverdächtigen werden wir wie bereits bei den bekannten Fällen mit einem langjährigen bundesweiten Stadionverbot und im Falle der Mitgliedschaft mit einem Vereinsausschlussverfahren reagieren“, sagte Horstmann und legte den Mitgliedern nahe, sich von der Gruppierung zu distanzieren. Immer wieder waren die Mitglieder der Ultra-Gruppierung in der Vergangenheit vor allem in der Auseinandersetzung mit Anhängern von Borussia Mönchengladbach auffällig geworden.

Das strikte Vorgehen des Vereins scheint überfällig, die Liga ist alarmiert, vor allem die Vereine mit großer Zahl von Problemfans werden aktiv. Zweitligist Dynamo Dresden will zusätzliches Geld in Fanprojekte investieren, Liga-Rivale Eintracht Frankfurt seine Problemfans moralisch disziplinieren. Schalkes Vorsitzender Clemens Tönnies verlangte am Donnerstag einen runden Tisch „mit DFB, DFL und allen Klubs. Wenn wir uns jetzt nicht dagegen stellen, eskaliert es“.

Rostocker Nachahmungstäter, die dem Kölner Beispiel folgten, hatten am vergangenen Wochenende Fans von Eintracht Frankfurt mit Steinen und Flaschen beworfen und mit dem Auto verfolgt. „Solche Taten müssen geächtet werden — auch in Fanszenen“, meinte DFB-Funktionär Hendrik Große Lefert.

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