Twittern auf der Piste: Immer mehr Skigebiete bieten WLAN

Berlin (dpa/tmn) - Vor zwei Jahren fingen die ersten Skigebiete damit an, ihre Pisten mit WLAN auszustatten. Immer mehr ziehen in diesem Winter nach. Schnell mal die Mails checken, die Nachrichten lesen oder gucken, ob Neuschnee vorhergesagt wird - kein Problem mehr.

Posten, twittern und im Internet surfen: Auch im Urlaub mag darauf kaum jemand mehr verzichten. Einzig auf der Skipiste herrschte lange Zeit Funkstille - im wahrsten Sinne des Wortes. Vielfach gab es schlichtweg keinen Empfang. Das ändert sich nun. Ein Skigebiet nach dem anderen stattet seine Pisten mit WLAN aus. Für die Wintersportler ist dieser Service meist kostenlos.

Einer der Vorreiter dabei war Ski Amadé. Der Zusammenschluss von fünf österreichischen Skiregionen hatte im vergangenen Winter mehr als 250 Hotspots eingerichtet. Vor allem Berg- und Talstationen sowie Skihütten wurden damit ausgestattet. Rund 110 000 Skifahrer nutzten den Service in der zurückliegenden Saison. Im anstehenden Winter sollen 50 weitere Hotspots folgen. Damit seien fast alle Pisten abgedeckt, erklärt Geschäftsführer Christoph Eisinger.

Auch auf den Pisten in Saalbach-Hinterglemm hat die Technik Einzug gehalten. An 30 Berg- und Talstationen steht seit dem vergangenen Winter WLAN zur Verfügung. Sölden bietet den Service sogar schon seit Dezember 2010 an - allerdings nur an acht Standorten. Am Arlberg sind die Pisten in Zürs mit WLAN ausgestattet, Lech soll bald folgen. Auch in der Zillertal Arena gibt es mit Beginn der neuen Saison WLAN auf der Piste. In den deutschen Skigebieten ist Oberstdorf der Vorreiter. Seit vergangenem November gibt es das Angebot dort.

Für Andreas König vom Deutschen Skiverband (DSV) ist WLAN auf der Piste ein „ganz heißes Thema“. Und er ist sich sicher, dass es noch deutlich an Fahrt aufnehmen wird. „Die großen Skigebiete sind vorangegangen, jetzt werden auch kleinere nachziehen“, prognostiziert der Experte.

Die Vorteile liegen auf der Hand: Sowohl Skigebiete als auch Skifahrer profitieren davon, ist König überzeugt: „Für die Skigebiete gibt es keine bessere Werbung“, erklärt der DSV-Experte. „'Ich bin gerade im Skigebiet, die Pistenverhältnisse sind super' - über solche Tweets freut sich jeder Liftbetreiber.“ Und der Skifahrer kann unterwegs online gehen, seine Mails checken, im Internet surfen. Das Datenvolumen ist eventuell aber begrenzt - bei Ski amadé zum Beispiel auf 300 Megabyte am Tag.

In vielen Skigebieten gibt es neben dem WLAN spezielle Apps für Skifahrer. Der Ski Amadé Guide bietet zum Beispiel Pistenpläne und Informationen zur Wetter- und Schneelage. Saalbach-Hinterglemm stellt an mehreren Stationen im Skigebiet Videos mit Informationen zur nächsten Abfahrt zur Verfügung. Skifahrer müssen dazu mit ihrem Smartphone Aufkleber mit einem Code abfotografieren. Dank einer speziellen App wird sofort das Abspielen von jeweils passenden Videos ausgelöst.

Technisch ist die Nutzung der WLAN-Netze meist sehr einfach. Bei Ski Amadé müssen sich Nutzer lediglich einmal einloggen und die Nutzungsbedingungen akzeptieren. Ein Passwort ist nicht nötig. In Sölden bekommt der Skifahrer nach einer kostenlosen Registrierung eine SMS aufs Handy geschickt mit einem vierstelligen Code, mit dem sie dann lossurfen können. Die WLAN-Hotspots sind meist an Berg- und Talstationen von Liften oder auf Hütten postiert. Im Umkreis von rund 150 Meter können sich Skifahrer dort mit ihrem Smartphone ins Internet einwählen.

Urlauber müssen dabei aber auf die Sicherheit ihrer Daten achten. Denn wenn der WLAN-Zugang unverschlüsselt ist, haben Unbefugte Zugriff auf die übertragenen Daten, warnt das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) in Bonn. Vertrauliches und Sensibles wie Nutzernamen oder Passwörter sollte daher immer nur über verschlüsselte Verbindungen ausgetauscht werden.

Bedenken wegen der Sicherheit auf der Piste hat der DSV-Experte König dagegen nicht. „Normalerweise schaut man beim Skifahren ja nicht auf das Smartphone, sondern nur bei einer Pause am Lift oder an der Hütte.“ Lediglich durch das Vibrieren beim Eingehen einer Mail könnten Skifahrer abgelenkt werden.

Dennoch schlagen bei Andreas König durchaus zwei Herzen in einer Brust, wenn er an das Surfen auf der Piste denkt: „Eigentlich sollte man beim Skifahren den Fokus auf die Natur legen und die Technik mal abschalten.“

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