„Tuntenkostüme“ und Tiermasken: Karneval in Europa

Frankfurt/Main (dpa/tmn) - Konfettischlacht an der Côte d'Azur, „Tuntenwettlauf“ auf Teneriffa und Maskenball in Venedig: Nicht nur Rheinländer und Alemannen feiern Fasching. Wer zu Karneval die Koffer packt, erlebt Frohsinn auf andere Art - und oft bei wärmerem Wetter.

Büttenreden und leicht bekleidete Funkenmariechen: Nicht überall in Europa gehört das zum Karneval. Ordentlich gefeiert wird aber vielerorts - ob an der Côte d'Azur, auf den Kanaren oder an der Lagune von Venedig, wo die Italiener auf opulenten Bällen tanzen. So unterschiedlich die Kulturen, so verschieden sind ihre Karnevalsfeste - hier ein Überblick für Urlauber, die mal woanders feiern wollen als an Rhein oder Neckar.

Spanien: Nicht etwa in Mainz, Köln oder Düsseldorf findet das größte Karnevalsfest Europas statt, sondern auf der Urlauberinsel Teneriffa. „Ähnlich wie in Deutschland wird hier auf den Straßen gefeiert“, erklärt Gabriele Kuminek von der Tourismusvertretung der Kanareninsel in Frankfurt. Doch statt bei Eiseskälte zu frieren, sonnen sich die Jecken auf Teneriffa bei Temperaturen um die 20 Grad.

Die „fünfte Jahreszeit“ auf Teneriffa dauert fast einen Monat. Die närrischen Tage beginnen am 15. Februar mit der Vorstellung aller Kandidatinnen für die Wahl der Karnevalskönigin. Ein weiterer Höhepunkt ist der „Tunten-Wettlauf“ am 11. März in Puerto de la Cruz: „Travestiekünstler der Insel absolvieren dann auf zehn Zentimeter hohen Absätzen einen Parcours“, erläutert Kuminek. In Spitzenjahren kommen mehr als eine Million Besucher zum Karneval nach Teneriffa, der am 13. März mit einem großen Umzug endet.

Schweiz: Beim bekanntesten Karnevalsfest der Eidgenossenschaft, der Basler Fasnacht, müssen Besucher früh aufstehen, um den Auftakt nicht zu verpassen. Am 14. März - also erst nach Aschermittwoch - werden pünktlich zum Vier-Uhr-Schlag von der St. Martin Kirche alle Lichter in der Stadt gelöscht. Dann stimmen die Menschen die Melodie des „Morgenstraichs“ an und entzünden bunt bemalte Laternen. „Der 'Morgenstraich' ist zugleich der Höhepunkt der Fasnacht“, sagt Thomas Vetsch von Schweiz Tourismus. Am 17. März um 4.00 Uhr endet die Veranstaltung schon wieder. Die Basler Fasnacht habe die längste Tradition in der Schweiz und die meisten Besucher: „Über 200 000 Menschen ziehen Mitte März durch die Straßen“, schätzt Vetsch.

Frankreich: 20 Tonnen Konfetti und mehr als 100 000 Blumen werden beim wichtigsten Karnevalsereignis an der Côte d'Azur gebraucht. Der Karneval in Nizza ist ein wahrer Zuschauermagnet, mehr als eine Million Menschen strömen dazu jährlich in die Stadt. „Es ist ein Fest der Farben“, erklärt Thomas Schmidt von der Tourismuszentrale Atout France. Der Fasching sei weniger interaktiv als in Deutschland, aber dafür umso fantasievoller. „Die Leute schauen zu und bewundern - auf Distanz. Es ist ein ganz anderes Gefühl.“

180 bizarre Pappkarton-Köpfe, bunte Blumenkorso, Musikgruppen und Straßenkünstler kreisen vom 18. Februar an mehrmals in der Woche um die Place Masséna in Nizza. Die Karnevalstradition der Stadt reicht zurück bis ins Mittelalter. Vor Beginn der Fastenzeit herrschte eine heitere Zeit, bei sich die Menschen mit deftigen Gerichten verwöhnten. Am Mardi Gras („Fetter Dienstag“), der französischen Bezeichnung für Faschingsdienstag, enden diese Tage traditionell.

Italien: Geheimnisvoll ist der „Carnevale di Venezia“ in der Lagunenstadt. „Andersartigkeit“ mache den Zauber der närrischen Zeit in Venedig aus, meint Christine Hübner von der Italienischen Zentrale für Tourismus: „Typisch sind fantasievolle Kostüme, venezianische Masken und opulente Bälle in den Palazzi.“ Eröffnet wird der zehntägige Karneval am 26. Februar mit einem Umzug und dem berühmten „Volo dell'angelo“ (Engelsflug), der einen Tag später stattfindet. Wie in den Jahren zuvor schwebt dann eine bekannte Persönlichkeit an einem Seil vom Campanile, dem Glockenturm am Markusplatz, zur Erde - wer es in diesem Jahr ist, wird vorher aber nicht verraten.

Kroatien: Das größte Karnevalsfest des Adrialandes findet in der Hafenstadt Rijeka statt. „Die Stimmung ist viel entspannter als in Deutschland und im Vergleich zu Köln gibt es wesentlich weniger Betrunkene“, sagt Mirna Bender von der Kroatischen Zentrale für Tourismus. In diesem Jahr werden zum Karneval in Rijeka mehr als 250 000 Besucher erwartet.

Höhepunkt ist traditionell ein großer Umzug, in diesem Jahr am 6. März. „An diesem Tag sind alle auf der Straße“, sagt Bender. Eine Gruppe von Glockenträgern ziehe dann, versteckt unter Tiermasken, durch die Straßen. Die Tradition soll die Fruchtbarkeit nach der langen Winterzeit „zurückläuten“. Aschermittwoch hat das närrischen Treiben aber auch in Rijeka ein Ende - bis zum Jahr darauf.

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