Was in Köln so alles kölsch ist

Einmal den Rhein überqueren, einen „Halven Hahn“ verzehren und ein Kölsch dazu trinken – und im Hintergrund wacht der Dom.

Köln? Da stelle mer uns, wie der Lehrer Bömmel in der "Feuerzangenbowle, janz dumm. Wir stellen uns ans Deutzer Rheinufer und betrachten ein atemberaubendes Panorama. Vorn der Vater Rhein mit seinen Schiffen, dahinter das Altstadtpanorama mit der mächtigen romanischen Kirche Groß St. Martin und dem übermächtigen gotischen Dom. Und wenige Schritte vom Dom entfernt, neben dem Hauptbahnhof versteckt: die prachtvoll barocke Kirche St. Mariä Himmelfahrt an der Marzellenstraße.

Wir sind über die Hohenzollernbrücke gegangen und haben dort Hunderte von Vorhängeschlössern entdeckt. Die haben Verliebte mit ihren Initialien graviert - und die Schlüssel im Rhein versenkt. Symbole einer Liebe, die ewig dauern soll.

Am anderen Ufer, im Schatten des Domes, passieren wir einen Ort, der nach dem großen Kölner Dichter und Nobelpreisträger Heinrich Böll benannt ist. Kurios: Der Böll-Platz, etwa 50 mal 50 Meter groß, ist meist abgesperrt und darf dann nicht betreten werden - weil das die Proben und Aufführungen der darunter liegenden Philharmonie stören würde. Jecke Kölner!

Ja, und dann der Dom. Das am meisten besuchte Wahrzeichen Deutschlands. Aus schwarzem Drachenfels-Trachyt geschlagen, 1248 Grundsteinlegung, fast 600 Jahre ein unfertiger Bau mit einem knarrenden Holzkran obendrauf. Wie er wurde, was er heute ist, dokumentiert eine Gedenktafel im Innern der Kathedrale, unter dem umstrittenen (aber schönen!) Farb-Fenster von Gerhard Richter.

An den "huldreichen Beschützer und Förderer des Dombaus" wird da erinnert, an König Friedrich IV., der 1842 den Weiterbau beschloss. Und an Kaiser Wilhelm I., der 1880 den Schlussstein legte. Ausgerechnet die evangelischen Preussen haben dem katholischen Deutschland seine bedeutendste Kirche geschenkt. Die aber eine ewige Baustelle ist. 90 Handwerker arbeiten fest in der Dombauhütte. Die Kölner sagen: "Wenn der Dom fertig wird, geht die Welt unter."

Vom Dom ist es nicht weit zum Stadtmuseum im 400 Jahre alten Zeughaus. Schon im Eingangsbereich empfängt den Besucher alles, was typisch kölsch ist: Kölnisch Wasser, das Kölner Brett (zum Aufhängen von Vorhängen), der Ford, der Klüngel, der Karneval, die Hänneschen-Puppen - und das leckere Bier.

Seit 1991 steht ein goldenes Flügelauto auf dem Turm des Zeughauses - ein Werk des Aktionskünstlers HA Schult. Ausgerechnet Kölns eigensinniger Regierungspräsident Franz-Josef Antwerpes musste sich Tag für Tag beim Blick aus dem Bürofenster über das Schrott-Auto ärgern. "Kein Kunstwerk", urteilte Antwerpes. Als "Kunstdiktator" beschimpfte ihn darauf der Künstler. 1999 ging Antwerpes in Pension. Das Auto blieb.

Namen von Örtlichkeiten lassen erahnen, wie das Leben im mittelalterlichen Köln gewesen sein muss. Der Buttermarkt, der Waidmarkt, der Heumarkt, der Fischmarkt, dazu noch die vielen Gässchen - alles Schauplätze des spannenden Mittelalter-Romans "Tod und Teufel" von Frank Schätzing (Goldmann-Taschenbuch). Vor dem historischen Kölner Rathaus kann man derzeit zusehen, wie Grundmauern des antiken Köln ausgegraben werden.

Wir sitzen, auf ein Kölsch, im Martinswinkel unterhalb der gleichnamigen Kirche, am Fischmarkt. Der Blick geht aufs rechtsrheinische Köln - die "Schäl Sick". In alten Zeiten zogen Pferde die Rheinschiffe flussaufwärts gegen den Strom. Das Wasser reflektierte die Sonnenstrahlen, die Rösser schielten auf dem linken, dem rechtsrheinischen Deutz zugewandten Auge. Das war dann die Schiel-Seite, die Schäl Sick.

Wer nicht einem der urigen Altstadt-Brauhäuser zwischen Alter Markt und Rheinufer einen Besuch abgestattet hat, war nicht so recht in Köln. Zentral im Schankbereich steht der "Beichtstuhl", der Arbeitsplatz des Gastwirts. Der Baas hat alles im Blick - auch die Köbesse. Die bringen Spezialitäten wie den "Halven Hahn" (halbes Roggenbrötchen mit Gouda) auf den blankgescheuerten Tisch und zeichnen sich zuweilen auch durch ihr loses Mundwerk aus. Bestellen Sie mal "einmal Wasser". Die prompte Antwort: "Wir sind ein Brauhaus und keine Badeanstalt!"

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