Okinawa: Kulinarisch in einer ganz anderen Welt

Seit ein paar Tagen erst bin ich auf der japanischen Insel Okinawa. Aber das hat gereicht für zwei Dinge: Den gigantischsten Muskelkater meines Lebens vom täglichen und meist mehrmals täglichen Karatetraining.

Okinawa: Kulinarisch in einer ganz anderen Welt
Foto: Juliane Kinast

Und die Erkenntnis, dass ich kulinarisch in einer ganz anderen Welt gelandet bin.

Okinawa: Kulinarisch in einer ganz anderen Welt
Foto: Juliane Kinast

Während die Straßen, Häuser, Autos, Kleidung und so weiter viel näher an Europa sind als etwa in Myanmar, sind die Essgewohnheiten viel weiter weg. Bisweilen hat das auch nichts mit exotisch-interessant zu tun - ich habe hier schon etwas gegessen, dass ich beim besten Willen nur als Nudeln mit Schleim beschreiben kann; das Ganze auch noch kalt. Und als Deutsche ist es für mich noch immer sehr befremdlich, dass dort, wo Nudeln serviert werden, von jedem besetzten Tisch ein lautes Schlürfen ertönt. Andersrum befremde ich die Japaner allerdings auch; einer fragte mich doch tatsächlich, warum ich die Nudeln denn so leise esse, ohne Schlürfen und Luftzufuhr entfalte sich der Geschmack doch gar nicht richtig.

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Foto: Juliane Kinast

Beim Nachtisch bin ich dann schon wieder eher bei den Okinawanern. Der besteht in der Regel aus Grünem Tee. Aber nicht etwa einfach als Getränk. Hier gibt es eigentlich alles mit Grünem Tee. Auch Oreo-Kekse und Kitkat. Ich scherze nicht. In einem großen Supermarkt an der zentralen Einkaufsstraße - der Kokusai-Dori - lockt ein meterlanges Regal einzig mit giftgrünen Verpackungen und diversen Süßspeisen in der Geschmacksrichtung Grüner Tee. "Das grüne Kitkat gibt es nur hier!", hat mir mein Karatelehrer Kaoru schon am ersten Tag durchaus mit Stolz berichtet. Meiner Ansicht nach schmeckt es allerdings eher nach rohem Plätzchenteig.

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Foto: Juliane Kinast

Kaoru setzte mir aber auch schon Grüner-Tee-Eis vor. Und nicht nur als normales Speiseeis. Nein, in Okinawa gibt es ein spezielles Wassereis, das einfach wie ein bunter Haufen aussieht. In diesem Fall natürlich ein grüner Haufen. An seiner Seite herunter läuft ein rot-braunes Rinnsal. Das sei aus süßen Bohnen, erklärt mir Kaoru - und obwohl ich skeptisch bin, koste ich. Tatsächlich ist Grüner-Tee-Haufen mit Bohnen lecker!

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Foto: Juliane Kinast

Nach dieser Erfahrung ist mein Vertrauen gewachsen und ich probiere eigentlich brav alles aus. Auch die quietschlila Törtchen, die an der Kokusai-Dori in Naha City in unzähligen Süßigkeitenshops verkauft werden. Ihre Creme wird aus Beni-Imo gewonnen, einer violetten Süßkartoffelart Klingt sonderbar. Ist es auch. Aber schmecken tut es wirklich ganz fabelhaft. Und man hat mir im Laden versichert, die Törtchen überstünden auch den Postweg nach Deutschland - meine arme Familie kann sich auf eine Überraschung gefasst machen. Verschont bleibt sie aus offensichtlichen Gründen wohl vom salzigen Softeis ...

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Foto: Juliane Kinast

Gar nicht zusammen kommen die Okinawaner und ich mitunter beim Trinken. Das zuckrige Zeug, das in den Getränkeautomaten an jeder Ecke angeboten wird, mag ich gar nicht. Das lokale Bier der Insel, das Orion, sagt mir dann eher zu - nach Australien bin ich Düsseldorferin ja milde Biere gewohnt. Aber unsere Geister scheiden sich am Awamori. Es handelt sich um die Sake von Okinawa, gewonnen ebenfalls aus Reis. Aber veredelt, indem in den Bottichen mit dem Schnapps Giftschlangen, fies aus ihrem Glas glotzende Vipern, eingelegt werden. Ob ich mich jemals so akklimatisieren kann, dass ich das Gesöff probiere, weiß ich nicht. Aber ich habe ja noch mehr als drei Wochen ...

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