Ganz allein am Paradiesstrand

Ich hatte mal geplant, gegen Ende dieser Reise für ein paar Tage an einem weißen, einsamen Strand in Thailand zu sitzen und alles sacken zu lassen, was in den vergangenen 14 Monaten so passiert ist. Aber irgendwann hat mir mal jemand in den vergangenen Wochen - ich kann mich nicht mehr erinnern wer - gesagt: "Warum machst du das nicht in Kambodscha?

Könnte auch ein Standard-Desktop-Hintergrund bei Windows sein: Juliana Kinast hat den Traumstrand gefunden.

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Foto: Juliane Kinast

Da hast du die gleichen Strände, aber halb so viele Touristen." Also kaufe ich ein Busticket nach Sihanoukville und ein Bootsticket nach Koh Rong.

Ganz allein am Paradiesstrand
Foto: Juliane Kinast

Die kleine Insel besitzt ein ebenso kleines Dorf, das entlang des Hauptstrandes Koh Tui aufgereiht ist. Keine Straße, kein Asphalt. Nur weißer Sand. Allerdings ein Guesthouse am anderen und die Restaurants und Bars, in denen ganz offen auch Marihuana verkauft wird, versuchen, sich gegenseitig mit lauter Musik zu übertönen. Mein Glück ist, dass die meisten jungen Backpacker offenbar genau das suchen - oder einfach faul sind und sich vom Hauptstrand auch nicht wegbewegen. Mich führt meine Neugier an dessen äußersten Rand, und dort entdecke ich einen kleinen Pfad, der in den Dschungel führt. Zum Teil muss ich umgestürzten Bäumen ausweichen, mal verschwindet der Weg unter einem Bach. Aber ich folge ihm immer weiter - und plötzlich stehe ich an dem längsten, weißesten, einsamsten Strand, den ich in meinem Leben gesehen habe. Nur ein paar Fischer legen in den Morgenstunden ab, streunende Hunde jagen in der Brandung nach Krebsen. Ansonsten bin ich ganz für mich.

Ganz allein am Paradiesstrand
Foto: Juliane Kinast

Ich finde es immer wieder faszinierend, was im eigenen Kopf so passiert, wenn das Unterhaltungsprogramm einfach mal ausgeschaltet ist. Wenn die Welt nur noch aus Meeresrauschen und dem Wind in den Palmen besteht. Kein Buch, kein MP3-Player, schon gar kein Handy. Es ist, als würde die äußere Ruhe in die Seele schwappen. Und dann kommen einem manchmal Gedanken, die so simpel und klug sind, dass man sich fragen muss, warum man vorher nie so klar gesehen hat.

Ganz allein am Paradiesstrand
Foto: Juliane Kinast

Tatsächlich bietet Kambodscha die ideale Kulisse zum Einfach-mal-abschalten. Nicht nur auf Koh Rong, sondern auch auf dem Festland gleich in der Nachbarschaft des trubeligen Sihanoukville mit seinen Pub Crawls und Prostituierten. Zwischen einem kilometerlangen Sandstrand zur einen Seite und einer huckeligen Schotterpiste aus rotem Sand zur anderen liegt Otres Beach 2. So genannt, weil es noch hinter Otres Beach 1 liegt. Logisch. Davor liegen noch Occheuteal Beach, Serendipity Beach und Sokha Beach. Ich laufe sie an einem Tag alle ab, was mich Stunden kostet - zurück nehme ich tatsächlich mal ein "Hellomotorbike"-Taxi für drei Dollar. Ich habe mich im letzten Hotel am Platze einquartiert, äußerste Strandecke, kleine Holzhütte mit Schlafzimmerchen sowie Meerblickterrasse im ersten Geschoss und einem Badezimmer darunter.

Ganz allein am Paradiesstrand
Foto: Juliane Kinast

Mein Plan, sacken zu lassen, geht so was von auf. Ich würde sogar sagen, ich sacke so tief, dass es ein Kraftakt wird, sich für die letzte große Etappe meiner Reise noch mal aufzuraffen. Aber das schaffe ich schon. Bisher hat der Erkundungsdrang noch immer gesiegt.

Ganz allein am Paradiesstrand
Foto: Juliane Kinast
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