„Sandy“: Umbuchungen und Routenänderungen von US-Reisen

Berlin (dpa/tmn) - „Sandy“ nimmt Kurs auf die US-Ostküste. Dort sind der Hurrikan-Saison zum Trotz viele Touristen unterwegs. Die Krisenstäbe der Reiseveranstalter arbeiten auf Hochtouren. Busrundreisen werden umgeroutet, Gäste in sichere Hotels verlegt.

Deutsche Reiseveranstalter haben wegen des Hurrikans „Sandy“ bisher kaum Reisen an die US-Ostküste abgesagt. Ihm seien nur Einzelfälle bekannt, etwa eine Busreise, die in New York starten sollte, sagte Torsten Schäfer vom Deutschen Reiseverband (DRV) am Montag (26. Oktober). Bei Busrundreisen gebe es wegen der Hurrikanwarnung allerdings häufiger Routenänderungen. Bisher sei es aber nicht so, dass Reisen in großem Stil ausfallen würden. Das liege auch daran, dass USA-Touristen ihre Reiserouten oft individuell zusammenstellen und dann - beispielsweise, wenn in einer Region ein Hurrikan droht - vergleichsweise einfach umplanen können.

Urlauber, die bei einem deutschen Veranstalter gebucht haben, könnten davon ausgehen, dass dieser dafür sorge, sie sicher unterzubringen, sagte Schäfer. Liegt beispielsweise in New York ein Hotel in von der Evakuierung betroffenen Stadtteilen im Süden Manhattans, versuche der Veranstalter, eine alternative Unterkunft im ungefährdeten Norden zu finden. Selbst wenn in New York nun fast 400 000 Bewohner evakuiert werden sollen, sei es kein Problem, für deutsche Touristen noch ein alternatives Hotel in einem als ungefährdet eingestuften Stadtteil zu finden. Das gelte auch für andere Regionen an der US-Küste.

Für die Veranstalter sei Hurrikan „Sandy“ schließlich nicht über Nacht gekommen, sagte Schäfer. Der „Monstersturm“, von dem aktuellen Befürchtungen zufolge bis zu 50 Millionen Menschen betroffen sein könnten, hat bereits in den vergangenen Tagen in der Karibik Küstenregionen verwüstet, Dutzende von Menschen kamen dabei ums Leben. „Die Krisenstäbe der Veranstalter haben das im Blick.“ Weil sie vorgewarnt seien, ließen sich Ostküsten-Reisen häufig entsprechend ändern: „Dann wird ein Rückflug eben umgebucht, und man fliegt ab Miami, nicht ab New York.“ Das zu organisieren, sei bei Pauschalreisen Aufgabe des Veranstalters.

Der Herbst sei für die Ostküste der USA ein besonders starker Reisemonat, erklärte Tilo Krause-Dünow, Vorstand beim Fremdenverkehrsunternehmen „Visit USA Commitee Germany“. Viele Touristen reisten zum Indian Summer nach New York oder Washington. Er halte die derzeitigen Vorsichtmaßnahmen für berechtigt, rechne jedoch die kommenden Tage nicht mit dem Schlimmsten. Umbuchungen oder Stornierungen habe es bisher noch keine gegeben, sagte Krause-Dünow, der auch Geschäftsführer des auf Nordamerika spezialisierten Veranstalters Canusa ist. Derzeit seien etwa 150 Kunden an der Ostküste. Gemeinsam mit den Anbietern vor Ort beobachte man die Lage und versuche dann kurzfristig, die Urlauber in andere Hotels weiter im Landesinneren umzubuchen.

Beim Veranstalter Dertour sind derzeit keine Hotels von den Evakuierungen betroffen. „Umbuchungen und Stornierungen gab es nur ganz wenige, vielleicht eine Handvoll“, sagte Angela de Sando. Momentan seien etwa 1000 Reisende an der Ostküste unterwegs. Sollte sich die Lage in den nächsten Stunden zuspitzen, werde man erst einmal versuchen, Urlauber auf andere Flüge umzubuchen. Bei den Rundreisen im Osten der USA habe Dertour noch nichts an den Routen verändert. Was die Wetterlage für Auswirkungen auf den New York Marathon am Sonntag habe, ist laut de Sando noch unklar. „Die Hauptanreisetage dafür sind Dienstag und Mittwoch.“

Mit dem größten deutschen Reiseveranstalter Tui sind momentan 800 Gäste in der betroffenen Region rund um Washington, Philadelphia, Boston und New York. Größtenteils bleiben die Urlauber in den Hotels, sagte Tui-Sprecherin Alexa Hüner. Und: „Rundreisen werden jetzt erstmal umgeroutet.“ Wer noch vor der Reise steht, kann für Anreisen bis einschließlich erstem November kostenlos stornieren oder umbuchen. Bisher halten sich die Stornierungen in Grenzen, so Hüner.

Die deutsche Reisebranche nutzt dafür das Kriseninformationssystem „Global Monitoring“. Es sammelt Daten, etwa zur aktuellen Entwicklung eines Hurrikans, und berücksichtigt gleichzeitig, wo in der betroffenen Regionen Kunden eines Veranstalters Urlaub machen. „Man kann die Zugbahn eines Hurrikans beobachten und Urlauber bei Bedarf rechtzeitig warnen“, erklärte DRV-Sprecher Schäfer. Für solche Fälle sei es allerdings wichtig, dass Kunden dem Veranstalter ihre Handynummer nennen. Wer aus Sorgen um die Datensicherheit darauf verzichtet, sei sonst per SMS nicht zu erreichen.

„Wir sind zwar gleichzeitig mitten in der Hurrikan-Saison“, sagte Schäfer. „Aber es gibt auch viele Touristen, die gerade dann wegen der günstigeren Preise anreisen.“ Wie viele deutsche Touristen derzeit in der betroffenen Region an der Ostküste Urlaub machen, sei nicht seriös einzuschätzen, weil dazu keine zentralen Daten erhoben würden. Das sei nicht zuletzt wegen der vielen USA-Touristen, die es vorziehen, alleine im Mietwagen herumzufahren, auch viel schwieriger als anderswo.

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